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Die Magie des Schönen
Freitag 25. - Sonntag 27. Mai 2007
Schweisfurth-Stiftung
Südliches Schloßrondell 1
Nymphenburg
Das Schöne rückt erneut ins Zentrum künstlerischer Kreativität, die Zeit seiner Tabuisierung insbesondere in der Neuen Musik scheint überwunden zu sein. Schönheit ist ein „nicht vollendetes Projekt“, ein Phänomen, das man nicht fassen und auf das man noch weniger verzichten kann. Über Schönheit zu diskutieren führt häufig in ein Labyrinth von Meinungen, Konzepten und Glaubensansätzen. Mannigfaltig wie ein Fächer tritt Schönheit in Erscheinung, und ihre Anziehung kann unwiderstehlich sein. „Der Weg zum Glückserlebnis des Schönen“, schreibt Helmut Lachenmann, „führt durch das – wie auch immer verdrängte oder akzeptierte – Angsterlebnis des Schönen, nämlich durch die Frage, ob und inwieweit man bereit und fähig ist, Aug in Aug mit seinem Widerspruch zu leben und im Bewusstsein dieses Widerspruchs wachsam zu bleiben gegenüber dem, was man ausrichtet und anrichtet.“
Musik ist Zeitkunst.
Das Symposion stellt die Fragen:
Wie entsteht musikalisch Schönes in Abhängigkeit von Zeitlichkeit, als Entwicklung und Fließen, als Zyklus und Zahl, als Vergänglichkeit oder gar Ewigkeit? Ist die Schaffung magischer Momente, in denen Realität sich in etwas anderes verändert, ausschließlich Aufgabe der Künste? Welchen Raum nimmt Magie ein im Entstehungsprozess einer Komposition, in seiner Wahrnehmung? Welche Wirkung geht vom gesprochenen Wort aus, am Beispiel einer indigenen Kultur? Sind die Zahlen, das Fundament der Naturwissenschaften, die Musik und das Schöne Chiffren des Magischen? Wie nah und wie fern ist das musikalisch Schöne der arabischen Kultur dem westlichen Musikverständnis, das vornehmlich von Erhabenheit und Ewigkeit geprägt war? |
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Setzt sich die Laptop-Bohème, gemeint sind die neuen Tendenzen der elektronischen Musik, mit dem gängigen Kulturbegriff von Schönheit überhaupt auseinander, oder nimmt sie sich die Freiheit der Überschreitung? Ein literarischer Remix befasst sich mit dem König im Schloss Neuschwanstein. Phänomene wie Vergänglichkeit, Unvollkommenheit haben beim Beurteilen von Schönem keinen Raum. Mit einer Feldforschung geht das Symposion auf Spurensuche nach dem Flüchtigen des Schönen. Am Pfingstsonntag befasst sich Bazon Brock mit vermeintlich irrationalen Ereignissen: Wundern.
Die Magie des Schönen – das Pfingstsymposion widmet sich der Renaissance des Schönen in der neuen Musik, fragt nach neuen Ressourcen, neuen Entwicklungen, die zukünftige Tendenzen aufweisen und die möglicherweise jetzt schon hörbar sind.
Ulrike Trüstedt
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Freitag 25. Mai
20.00 Uhr Begrüßung
... ebenso ins offene ...
sechs kleine stücke für violine solo
Peter Michael Hamel
Christiane Edinger, Violine
Eröffnungsvortrag
„Schönheit ist der Köder zur Wahrheit!“
Peter Michael Hamel
Mit diesem Zitat von Sergiu Celibidache als Ausgangsposition wird
versucht, der Authentizität, intersubjektiver Betreffbarkeit,
Notwendigkeit und Fragwürdigkeit des Schönen in der Musik sich
zu nähern. Es erklingen Ausschnitte aus der vierten Sinfonie von
Anton Bruckner unter Leitung von Celibidache, der im Juni 95 Jahre
alt geworden wäre, aus dem Stück „unheimlich schön“ des
französischen Avantgardekomponisten Luc Ferrari.
Chaconne
aus der Partita Nr. 2, d-Moll, für Violine solo (BWV 1004)
Johann Sebastian Bach
Christiane Edinger, Violine |
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Samstag 26. Mai
10.30 Uhr
„paradise to go“ 3. Station
Achtsamkeit für das Flüchtige
Ruth Geiersberger
eine Feldforschung mit Teilnehmern im Park:
suchen – finden – betrachten – entscheiden –
bewerten – kategorisieren – positionieren –
austauschen – lostreten – hinterlassen
15.00 Uhr
Die Zahlen, die Musik und das Schöne –
Chiffren des Magischen?
Jörg Schäffer
Die Zahlen, die Musik und das Schöne ragen weit in das Gebiet des Magischen hinein. In meinen eigenen Arbeiten zwischen Wissenschaft und Kunst interessiert mich das Phänomen der Wandlung: Ein sinnlich nicht unmittelbar wahrnehmbarer Zusammenhang wird spürbar, ein magischer Moment. Dabei frage ich: Wie und warum requiriert ausgerechnet die Kunst das Schöne, und warum geht die Wissenschaft oft so kunstvoll am Schönen vorbei? Vortrag mit Zuspielungen
16.00 Uhr
Von der Kunst, das Wort zu singen
Dr. Gabriele Herzog-Schröder
Die Yanomami, indianische Bewohner des amazonischen Regenwalds im Süden Venezuelas, leben von der Jagd, dem Sammeln und den Erträgen ihrer einfachen Gärten. In ihren Ritualen verwenden sie keine Musikinstrumente. Das „Wort“ gilt ihnen als höchst machtvoll; das gesungene Wort hat magische Qualität.
Für die Orientierung in ihrem Lebensraum, den sie mit Tieren und Geistern teilen, ist es wichtig, die Laute, „Worte“ und Gesänge der Mitwesen zu verstehen. Zusammenhänge zwischen Magie, Musik und dem Wert von Schönheit in dieser traditionellen Gesellschaft werden aus ethnologischer Perspektive skizziert. In der anschließenden Diskussion wird auch nach dem Raum gefragt, den das „Wort“ in unserer Kultur einnimmt.
20.00 Uhr
Gesprächskonzert
„Das Herz aller Kulturen ist die Musik“
Roman Bunka spielt die arabische Laute Oud
Fouad El Auwad moderiert und trägt eigene und klassische
arabische Gedichte vor.
Die arabische Musik ist eine modale Musik mit einem komplexen System von unterschiedlichen Tonsystemen und Stimmungen, Modi und rhythmischen Zyklen. Die Sprache, die Stimme, der Gesang nehmen eine zentrale Stellung ein. Sie wurde nicht notiert, sondern oral weitergegeben. Die arabische Musik prägte ganz entscheidend die abendländische Musikkultur aus einem fruchtbaren Zusammenwirken von islamischen, christlichen und jüdischen Kulturschaffenden. Die Magie des Schönen in der Musik des Nahen Ostens – wie zeigt sie sich unserem westlich geprägten Hören?
22.00 Uhr
EMU laptop-ensemble
Zirrus 840 Messdaten-Blöcke mit jeweils 10 Funktionen –
Eisteilchenmenge, Temperatur, Höhe etc. in Musik umgesetzt
Opferstöcke eine Klang- und Musikreise mit 5 Stationen
Hexagon Interpretation des Werkes von Tom Johnson
Die Möglichkeiten des Computer-Live-Spiels haben in den letzten Jahren einen hohen technologischen Grad erreicht. Das EMU laptop-ensemble entwickelt und probt seine Stücke an der Universität Ulm – in seiner Funktion ein Bindeglied zwischen Kunst und Wissenschaft.
Axel Baune, Henrik Kühn, Andhi Pabst, Ursula Ritter,
Klaus Schmidtke, Christine Söffing, Dieter Trüstedt,
Isolde Werner und Hans Wolf
„Der König schläft im Schloss“
Die Abgründe des Schönen
literarischer Remix
Lässt sich das in der Musik gängige Prinzip des Remix auf die
Literatur übertragen?
Kilian Fitzpatrick, Nikolai Vogel und Stephan Cramer
„remixen“ einen Text von Thomas Glatz.
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Pfingstsonntag 27. Mai
11.00 Uhr
Die logische Notwendigkeit, an Wunder zu glauben
Bazon Brock
„... dass eben die Vermittlungsinstanz Kirche die Wahrheit der Offenbarung feststellt, bedeutet nicht, dass der Zusammenhang nicht verändert werden kann. Der Einspruch von Petrus gegen die formale Identität der Aussagen – gegen die euphorische Gleichheit im Verstehen der pfingstlichen Zungenredner weist darauf hin.
Die christlichen Religionen haben das von Petrus Konstatierte nicht hinreichend berücksichtigt: nämlich die Veränderung des Vermittlungszusammenhanges durch seine Erweiterung. Das Elend des Immer-Gleichen in der Wirklichkeit und in der Vorstellung; im Gegebenen und in der Hoffnung ist wesentlich das Elend der aufgezwungenen Identität. ...
Petrus’ Hinweis geht auf Nicht-Identität – auf wenigstens erzwungene Differenz; auf Offenheit und Unbegründetheit; auf Abweichung; auf Bedingtheit; auf Zeitlichkeit; auf Widerrufbarkeit.“
Zitiert aus: „Pfingstpredigt“, Ausbildungsscenario für Propheten und Professoren, 1971, Experimenta 4, Hauptwache Frankfurt, Ästhetik als Vermittlung, Bazon Brock, DuMont 1977
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Veranstaltungsort:
Schweisfurth-Stiftung
Südliches Schloßrondell 1
Nymphenburg
Tram 17, Bus 51, Schloß Nymphenburg
Tram 12, Romanplatz
Gesamtkarte 35 €, ermäßigt 20 €
Tageskarte 20 €, ermäßigt 15 €
Karten an der Veranstaltungskasse
Ermäßigung: StudentInnen, Arbeitslose
Informationen und Reservierung:
Pfingstsymposion
Agnesstr. 39
80798 München
Tel: 089/ 272 18 56
ulrike.truestedt[at]pfingstsymposion.de
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KünstlerInnen und ReferentInnen
Bazon Brock
Professor für Kunst und Ästhetik,
Universität Wuppertal; www.lustmarsch.de
Roman Bunka
Oud-Spieler, Komponist, München
Stephan Cramer
Autor, München
Christiane Edinger
Geigerin, Hochschulprofessorin, Lübeck/Berlin;
www.mh-luebeck.de
EMU laptop-ensemble
Musisches Zentrum der Universität Ulm;
www.uni-ulm.de/emu
Fouad El Auwad
Lyriker, München; www.lyrik-salon.de
Kilian Fitzpatrick
Schriftsteller, Verleger, Scheuring;
www.blackink.de
Thomas Glatz
Schriftsteller, Bildender Künstler, München
Ruth Geiersberger
Performance-Künstlerin, Sprecherin,
München/Berlin; www.verrichtungen.de
Peter Michael Hamel
Komponist, Autor, Hochschulprofessor,
Hamburg/Aschau;
www.musikhochschule-hamburg.de
Dr. Gabriele Herzog-Schröder
freie Ethnolgin, Autorin, Ausstellungsmacherin,
München
Dr. Jörg Schäffer
Komponist, dipl. Biochemiker, München;
www.joerg-schaeffer.de
Dieter Trüstedt
Künstler und Physiker, München, Universität Ulm,
Musiklabor München; www.luise37.de
Nikolai Vogel
Schriftsteller, Verleger, München; www.blackink.de
Hans Wolf
Pianist, Komponist, München; www.hanswolf.de
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Mit freundlicher Förderung:
E.on Energie
Bayerisches Staatsministerium für Wissenschaft,
Forschung und Kunst
Kulturreferat der Landeshauptstadt München
Bezirk Oberbayern
Schweisfurth-Stiftung
Privatmäzene
In Zusammenarbeit mit Echtzeithalle e. V.,
Träger des Pfingstsymposions
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Konzept und Realisation Ulrike Trüstedt |
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