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Warten |
Freitag 21. - Sonntag 23. Mai 2010
Orff Zentrum, München
Kaulbachstr. 16
das Programm als PDF
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Warten Sie gerne?
Wartet man auf etwas Bestimmtes, so scheint die Zeit stehen zu bleiben – endlos. Warteschlange, Wartezimmer, Warteschleife, Warteliste, Wartezeit, Erwartung ... geduldiges, sehnsüchtiges, vergebliches Warten ...? Ein Zustand des Übergangs, ein Ereignis ohne Ereignis, Stillstand? Für den Komponisten Pascal Dusapin ist Warten ein wesentliches Element im schöpferischen Prozess. Er schreibt:
... Wie die Sache vollenden? Wie nicht enden. Komponieren heißt, nie zu enden. Zu enden, das würde viel zu viel Zeit kosten, das heißt unsere ganze Zeit.
Um zu komponieren, wartet man besser. Lange. In dieser langen, beinahe verlorenen Zeit (die sich in den Details des Schreibens verliert) spielt sich das Warten ab. Warten heißt finden. Um zu finden, muss man Zeit verlieren. Dieser Verlust ist das Warten. Ich bin stets überrascht, wenn ich feststelle, wie das, was Gegenstand meiner Suche war, während des Wartens kommt. Dieses Warten ist jedoch nicht inaktiv, im Gegenteil. Das Schreiben einer Partitur ist derart komplex, derart großzügig im Verlieren von Zeit, dass es auf natürliche Weise, beinahe von selbst, den Raum dieses Wartens produziert.
Diese Einstellung Pascal Dusapins regte zum Thema Warten an. Sie steht konträr zu unserer Schnelllebigkeit. Warten wird als Belastung und als Zumutung wahrgenommen, erzeugt Stress in seiner Dauer, die „totgeschlagen“ werden muss. Man übersieht und nimmt die Potenziale dieses Dauerns nicht wahr.
Wie kommt der Komponist zu der jeglichem Zeitgeist widersprechenden Haltung (Zeit ist Geld ), verschwenderisch mit Zeit umzugehen? Was ändert sich durch einen großzügigen Umgang mit Zeit? Spricht das Gefühl dann noch von Zeit vergeuden? Ergeben sich womöglich unerwartete Vorteile? Ist Warten ein Prozess, der in sich Wesentliches verbirgt, wie die Voraussetzung für Finden? Ist Warten dann noch ein aussichtsloser Zustand, der den Ort des Wartens zu einem indefiniten Aufenthalt macht, der anmutet wie ein Irgendwo im Niemandsland?
In der optimierten Nutzung von Zeit, die zielgerichtet eingesetzt und an konkreten Ergebnissen gemessen wird, regiert der korrekt geplante Terminkalender. Die Zeit wird in exakt definierten Einheiten durchschritten, und man/frau kommt in einen Rechtfertigungsdruck, an dem er/sie sich messen muss.
Das Sichverschwenden, das Sichverausgaben, wesentliche Quellen des schöpferischen Prozesses, sind diesem Kalkül fremd. Das Symposion will in interdisziplinärer Herangehensweise seinen Fokus auf das Phänomen Warten richten, das durch den Zeitgeist und entsprechende Voreingenommenheiten in seiner eigentlichen Dimension beschnitten ist.
Das Pfingstsymposion München 2010 bietet den Ort, gestaltet die Zeit und lädt Expertinnen und Experten ein, um sich mit Ihnen auf das Phänomen des Wartens einzulassen. Einen wichtigen Part spielen dabei Sie, das Publikum, das mit seiner Kompetenz Fragen stellt und so unerwartete Antworten provoziert.
Dieses Jahr feiert das Pfingstsymposion München sein 20-jähriges Jubiläum – feiern Sie mit!
Ulrike Trüstedt
Schirmherr des Pfingstsymposions München 2010 ist
Dr. Hans-Georg Küppers,
Kulturreferent der Landeshauptstadt München.
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Freitag 21. Mai
20.00 Uhr Orff-Zentrum München
Begrüßung und Eröffnung
des Pfingstsymposions München 2010
Dr. Thomas Rösch
Direktor des Orff-Zentrums, München
Dr. Wolfgang Heubisch
Staatsminister für Wissenschaft, Forschung und Kunst
Eröffnungsvortrag
Komponieren – Musik, Paradox, Flux –
aus der Werkstatt eines Ohrendenkers
Pascal Dusapin
Der Vortrag wird in französischer Sprache gehalten.
Die Übersetzung liegt vor.
Itou – für Bassklarinette
Pascal Dusapin
Stefan Schneider – Bassklarinette
Anacoluthe – für Frauenstimme, Kontrabassklarinette und
Kontrabass
Pascal Dusapin
Martina Koppelstetter – Mezzosopran
Stefan Schneider – Kontrabassklarinette
N. N. – Kontrabass
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Samstag 22. Mai
11:00 Uhr
Im Anfang ist Musik
20 Jahre Pfingstsymposion München
Grace Yoon, Autorin
Co-Produktion BR-Klassik und DLF 2010
Sendetermine:
BR-Klassik, 22.5.2010, 21.03 Uhr, und DLF, 23.5.2010, 15.05 Uhr
Lauschangriff: Das Warten hat (k)ein Ende
eine Produktion von Mephisto 97.6,
Lokalsender der Universität Leipzig
15:00 Uhr
Zur Produktivität des Wartens in der Literatur um 1900
Andrea Erwig
Mit dem Ende des 19. Jahrhunderts werden in der deutschsprachigen Literatur zunehmend Wartesituationen thematisiert. Eine Reihe von Texten nimmt ein dauerhaftes, tendenziell aussichtsloses Warten in den Blick, das die moderne Vorstellung einer aktiv gestaltbaren Zukunft unterwandert. Das Warten erscheint als Symptom einer Krise, erfährt aber zugleich eine produktive Wendung. Der Vortrag möchte zeigen, wie die Figur des Wartens in ausgewählten literarischen Texten auf ihr Potenzial für alternative Möglichkeiten der Wahrnehmung und Sagbarkeit von „Welt“ hin befragt und als Ausgangspunkt für die Erprobung neuer ästhetischer Verfahrensweisen fruchtbar gemacht wird.
„Bitte warten, bitte warten ...“
Karlheinz Geißler
Oberflächlich betrachtet ist das Warten etwas, das der Mensch
erleidet, erduldet, dem er sich vermeintlich beugen muss.
Doch bei eingehenderer Betrachtung zeigt sich: Das Warten ist
etwas erheblich Produktiveres, Sinnvolleres. Warten ist weder
ausschließlich „verlorene“ noch „überflüssige“ Zeit, und das
Warten wird auch nicht immer und überall dazu missbraucht,
soziale Unterschiede zu inszenieren und zu demonstrieren.
Nur wer warten und mit dem Warten etwas anfangen kann,
kann auch etwas erwarten.
Das Gegenteil von langer Weile ...
Heiner Stadler
Notizen zur Dramaturgie des Wartens im Film mit Beispielen aus Dokumentar- und Spielfilmen.
Ein Mann mit bloßem Oberkörper atmet tief ein und wieder aus. Er macht das lange und sorgfältig. Dann steigt er ins Wasser, lässt sich auf den Boden eines Schwimmbeckens sinken und wartet. Über ihm ziehen Schwimmer ihre Bahnen. Der Mann liegt am Beckengrund und sieht durch seine kleine Schwimmbrille in die Kamera. Er wartet, er sieht uns an, und er tut das so lange, bis uns Zuschauern der Atem stockt. Ist es das, was der Begriff „physisches Kino“ meint? Unsere eigene körperliche Reaktion auf das Warten der anderen? Oder warten wir einfach nur mit den „Helden“ auf die Auflösung der Geschichte?
Eine Live-Übertragung aus Los Angeles ins Kino der Filmhochschule. Ein Student ist für den Oscar nominiert. Die Bekanntgabe des Preises kommt gegen drei Uhr morgens. Fünf Stunden lang warten: Der Oscar geht nach München. Großer Jubel. Kann man sagen, dass die Summe des Wartens Spannung ergibt? Dass Spannung ein Wesensmerkmal der Dramaturgie ist und deshalb das Kino ohne das Warten nicht existierte?
21:00 Uhr
Schneller warten
Die Podiumsdiskussion gibt die Gelegenheit, Fragen, die sich aus den Vorträgen ergeben haben, zu diskutieren. Auch im Blick: mögliche Elixiere des Wartens und die zu schützenden Zeiträume für Schöpfungsprozesse.
Antoine Beuger, Bettina Ehrhardt, Andrea Erwig,
Heiner Stadler, Brigitte v. Welser, Karlheinz Geißler
Moderation: Manuel Schneider (angefragt)
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Pfingstsonntag 23. Mai
11.00 Uhr Matinee
Wolf Loeckle im Gespräch mit Komponistinnen,
Komponisten, Interpretinnen und Interpreten
Alaap in einem Morgen-Raga – für Stimme und Tanpura
Devino Amor – für Stimme. Verse von Jacopone da Todi
Amelia Cuni
Amelia Cuni – Stimme, Tanpura
ein ton, eher kurz, sehr leise – für zwei Ausführende
Antoine Beuger
Antoine Beuger, Christoph Nicolaus – Ausführende
memories of you – Piano solo
Winter Potatoe 3 – Piano
The Croppy Boy – Piano
Red Flag Prelude – Piano
Cornelius Cardew
Sabine Liebner – Klavier
Gregorianische Choräle
Leitung Tobias Neumann
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Veranstaltungsort:
Orff-Zentrum München
Kaulbachstr. 16
80539 München
U 3/6 Universität
---> google maps
Anmeldung und Informationen
Anmeldung erbeten
Pfingstsymposion München 2008
Agnesstr. 39, 80798 München
Tel. 0 89 / 2 72 18 56
ulrike.truestedt[at]pfingstsymposion.de
www.pfingstsymposion.de
Gesamtkarte 50 / 35 Euro
Tageskarte 35 / 25 Euro
Einzelkarte 15 / 10 Euro
Ermäßigung: StudentInnen, Arbeitslose
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KünstlerInnen und ReferentInnen
Antoine Beuger
Komponist, künstlerischer Leiter des Verlags
Wandelweiser, Düsseldorf
www.wandelweiser.de/beuger
Amelia Cuni
Sängerin, Komponistin, Berlin
www.ameliacuni.de; www.myspace.com/ameliacuni
Pascal Dusapin
Komponist, Paris
de.wikipedia.org/wiki/Pascal_Dusapin
Bettina Ehrhardt
Autorin, Filmemacherin, München
Andrea Erwig M. A.
Doktorandin am Institut für deutsche Philologie,
LMU München
Prof. Dr. Karlheinz Geißler
lebt, lehrt und schreibt in München
www.timesandmore.com
Martina Koppelstetter
Mezzosopran, München,
www.koppelstetter.com
Sabine Liebner
Pianistin, München
Wolf Loeckle
Journalist, München
Mephisto 97.6
Lokalsender der Universität Leipzig
http://mephisto976.uni-leipzig.de
Tobias Neumann
Sänger, München
Christoph Nicolaus
Künstler, München,
www.kunst-im-bau.org/
Stefan Schneider
Klarinettist, München
Prof. Heiner Stadler
Regisseur, Hochschule für Fernsehen u. Film
München, Dokumentarfilm u. Fernsehpublizistik
Brigitte von Welser
Geschäftsführung Gasteig München GmbH
Grace Yoon
Autorin, Regisseurin, München
http://graceyoon.de/index.html
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Mit freundlicher Förderung
Ernst von Siemens Musikstiftung
Bayerisches Staatsministerium für Wissenschaft,
Forschung und Kunst
Kulturreferat der Landeshauptstadt München
Bezirk Oberbayern
Privatmäzene
Zusammenarbeit mit der Hochschule für
Musik und Theater München
und der Echtzeithalle e.V.
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