PFINGSTSYMPOSION|2014|1990 - 2013|Konzept|Kontakt|ReferentInnen KünstlerInne|Förderung  


Ekstase
und
Maß


4. Pfingstsymposion
Donnerstag 3. Jun i- Sonntag 6. Juni 1993
München






Titelbild: Arabische Kalligraphie, Fouad Fatal

Das Pfingstsymposion wird gefördert durch
Kulturreferat der Stadt München,
Staaatsministerium für Unterricht, Wissenschaft und Kunst
und dem Förderkreis Pfingstsymposion

,,Ich war zerstreut, ermüdet von der Zerstreuung, durch dieses Mikroskop zu blicken. Was sollte da Übernatürliches dran sein? Des Menschen begab man sich da kaum. Eher fühlte man sich gefangen, ein Gefangener in der Werkstatt des Hirns."
Henri Michaux

Alexander Skrjabin, der Pionier der Neuen Musik in Rußland, wollte mit seiner Musik nicht nur ein Weltbild zum Ausdruck bringen, sondern die Welt verändern, auf eine höhere Daseinsstufe heben. Jedes seiner späten Werke treibt zu einem ekstatischen Zustand, der die mystische Vereinigung von Geist und Materie feiert. Doch noch im orgiastischen Taumel waltet bei ihm rationale Konstruktion - Ekstase und Maß stehen in dialektischem Verhältnis.
Gottfried Eberle

Eine Wanderung zwischen gotischen Bleistifttürmen, barocken Zwiebeln und persrschen Türkiskuppeln hin zum flirrenden Licht in Maßwerkfenstern und polychromen Kachelwänden.Thomas Weil

Es geht um die Neu- und Wiederentdeckung von Tag und Nacht, als den schöpferischen Quellen alltäglichen Lebens und um die Verwandlung von Schicksal, Leid und Schmerz in eine freiere und befreitere Existenz.
Das Apollinische und Dionysische sind, nach Nietzsches Erstlings- werk ,,Die Geburt der Tragödie aus dem Geist der Musik", die wesent- lichen Bestimmungen für die Verhältnisgestaltung von Ekstase und Maß. Eberhard Simons

Wir verfügen über keine gesicherten Daten über die körperlichen Vorgänge während Ekstase. Wenn wir aber annehmen, daß ekstatisches Verhalten nur eine Steigerung der Intensität starker Gefühlsreaktionen darstellt, können wir einige verallgemeinbare Aussagen machen.
Es wird eine Integration der Befunde zu einer psycho-biologischen Theorie der Ekstase versucht.Niels Birbaumer

 

Steht jedem Ekstase zu? Welche Ekstaseformen haben wir heute? Sind psychische Störungen, wie Drogensucht, Zeichen von Ekstase Defiziten unserer Kultur?Felix Tretter

Shodo ist eine jahrhunderte alte japanische Schriftkunst - eine Bilderschrift. Die Kl-Energie aus dem HARA führt beim Ausatmen den Pinsel, so daß ein absichtsloses Schreiben entsteht.
Dokko-An Kokugyo Kuwahara

Kommt die Bewegung zum Auge oder das Auge zur Bewegung? Kommt der Klang zum Ohr oder das Ohr zum Klang? Bewegt sich die Fahne, die dort flattert, oder bewegt sich der Wind, oder ist es euer Geist, der sich bewegt? Spiel ohne Antworten - die Paradoxie des Zeigens. Das west- liche ,,cogito ergo sum", allein durch die Ratio geschaffene Logik, geht am Kern der Dinge vorbei.Yoshi Oida

In Amerika, genauer im legendären Hippie-Mekka Berkeley/Kalifornien, entstand die meditative Tanzmusik ursprünglich als kreatives Nebenprodukt, mit dem sich Bewußtseins erweiterte Computer-Freaks den Feierabend versüßten. Tagsüber im Cyberspace, nachts auf dem Trance Dance-Trip.Michael Reinboth

Es werden Ek- und Enstase, Erregung und Ruhe, Rausch und Askese im klassischen Sufismus diskutiert, vor allem am Beispiel der mystischen Musik - dem Lauschen von Sama.. Alle Sufis verwenden musikalische Elemente, um unterschiedliche Bewußtseinszustände zu erreichen.
Jean During

Als ich zu später Stunde in dieser baumgesäumten Allee spazierte, fiel eine Kastanie mir zu Füßen. Das Geräusch, mit dem sie zersprang, das Echo, das es in mir weckte, und eine Ergriffenheit, die zu einem so winzigen Zwischenfall in keinem Verhältnis stand, tauchten mich ins Wunder, in die Trunkenheit des Endgültigen, als gäbe es keine Fragen mehr, nur noch Antworten. Ich war trunken von tausend unerwarteten Evidenzen, mit denen ich nichts anzufangen wußte... So rührte ich beinahe an das Äußerste. Doch hielt ich es für geraten, meinen Spaziergang fortzusetzen.
E.M. Cioran

 

Prof.Dr. Niels Birbaumer -- Medizinische Psychologie und Verhaltensneurobiologie, Universität Tübingen und Padua
Prof.Dr. Jean During -- Musikethnologie, Universität Straßburg und Centre National de Recherche Scientifique, Paris
Dr. Gottfried Eberle -- Musikwissenschaftler, Rias Berlin
Anna Gourari -- Pianistin, München
Bernhard Jugel -- Medienarbeiter, München
Dokko-An Kokugyo Kuwahara -- Zen-Mönch und Kalligraph, München
Yoshi Oida -- Schauspieler und Regisseur, Paris
Michael Reinboth -- Discjockey, München
Ingeborg Schober -- Journalistin, München
Prof.Dr. Eberhard Simons -- Philosophie, Universität München
Dr.Dr. Felix Tretter -- Nervenarzt, Leiter der Suchtabteilung, Krankenhaus Haar, München
Dr. Wolf-Dieter Trüstedt -- Physiker und Künstler, München
Thomas Weil -- Künstler und Architekt, München
Hans Rudolf Zeller -- Musiktheoretiker und Übersetzter, München

Donnerstag 3.Juni

19.00 Diskussion
Break-Beat und ChiII-Out
Die Disco - ein moderner Ort, die Psyche vom ,,Irrsinn des Tages" zu befreien?
Es diskutieren Szene-Leute, Michael Reinboth, Bernhard Jugel, Ingeborg Schober, Felix Tretter
Gedanken zu Normalität, Rausch und Ekstase
eine Einführung von Felix Treffer

Freitag 4.Juni

10.00 Workshop:
Shodo - Weg der Schrift, Dokko-An kokugyo Kuwahara

15.00 Ecstasy and Control in Sufi Musical Ritual Sama, Jean During

17.00 Henri Michaux und die Droge,Hans Rudolf Zeller

19.00 Maß und Ekstase - ein Weg der Architektur zum kleinen wie zum großen Glück im Alltag, Thomas Weil

21.00 Konzert
Sama - Musik spiritueller Tradition des Orients, Jean During und Ensemble

Samstag 5.Juni

10.00 Workshop:
Shodo - Weg der Schrift, Dokko-An kokugyo Kuwahara

17.00 ,,Doch alle Lust will Ewigkeit, will tiefe, tiefe Ewigkeit" Interpretation zu Zarathustras Rondo von Friedrich Nietzsche, Eberhard Simons
Kompositionen von Friedrich Nietzsche:
Heldenklage Ermanarich Klavier, Anna Gourari

19.00 Das Apollinische und das Dionysische als kritische Kategorien der Freisetzung und Maßfindung von Ekstase, Eberhard Simons

21.00 Konzert
Alexander Skrjabin (1872-1915)
2 Etudes
24 Preludes, Opus 11
Texte gesprochen von Gottfried Eberle
Klavier: Anna Gourari

Sonntag 6.Juni

11.00 Konstruierte Ekstase - Alexander Skrjabins philosophisch - musikalisches Konzept, Gottfried Eberle

12.00 Biologie der Ekstase Erkenntnisse aus der Naturwissenschaft, Niels Birbaumer

16.00 Zwischen den Welten - Gespräch mit Yoshi Oida

20.00 Performance Black Box, Gasteig
INTERROGATIONS
Yoshi Oida
Musik: Dieter Trüstedt

     
Konzept und Realisation Ulrike Trüstedt
 
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