PFINGSTSYMPOSION|2014|1990 - 2013|Konzept|Kontakt|ReferentInnen KünstlerInne|Förderung  


Jetzt wohin?
Musik als Fahrzeug


9. Pfingstsymposion
Donnerstag 4. Juni - Sonntag 7. Juni 1998
München


Echtzeithalle
Freies Musikzentrum
Schweisfurth-Stiftung


Titelbild entnommen aus Klang der Bilder, Prestel Verlag, 1985
Nam June Paik, Foto: Pieter Moore
 


Dieses Pfingstsymposion stellt die Frage: Jetzt wohin?
Es fragt nach möglichen, noch unbekannten Fährten und deren Orientierung, vielleicht auch nach einem neuen "Gefährt".
Es stellt diese Frage an die Musik und die ihr innewohnenden Potentiale. Es spürt möglichen Pro -Vokationen, Beweg - Gründen und Resonanzen nach, die durch Musik ausgelöst werden können.
Nachts ist der Sternenhimmel für die Seeleute Navigationshilfe. Liegen nicht im Wahrnehmen und Erkennen der Koordinaten der Musik und deren Wechselspiel auch Potentiale, die zur "Navigation" dienen können, auch hin zu bislang unbeachteten und ungehörten Bereichen und Ebenen?
Das Pfingstsymposion lädt ein zum interdisziplinären Dialog von Kunst Wissenschaft und Gesellschaft.

Ulrike Trüstedt



Das 9. Pfingstsymposion, in Zusammenarbeit mit dem Freien Musikzentrum München, wird gefördert durch das Bayerische Staatsministerium für Unterricht, Kultus, Wissenschaft und Kunst, das Kulturreferat der Stadt München, die Hans-Sauer-Stiftung, die Schweisfurth-Stiftung und die Freunde des Pfingstsymposions.

Victor Alcantra -- Pianist, München
Christoph Amend -- stellvertretender Redaktionsleiter des jetzt Magazins der Süddeutschen Zeitung, München
Walter Gröbchen -- A + R, Universal Music, Hamburg
Wolfgang Heiniger -- Komponist, Lehrer für Audio-Design, Musikhochschule Basel, Schweiz
Günther Jacob -- DJ, Autor, Hamburg
H.H. Abt Dr. Odilo Lechner -- OSB, St. Bonifaz, München
Thomas Lehnerer -- Künstler, Philosoph (1955-95)
Clemens Merkel -- Musiker, Stuttgart / Köln
Prof. Dr. Ulla Mitzdorf -- Institut für Medizinische Psychologie der Ludwig-Maximilian Universität, München
Reinhard Oehlschlägel -- Herausgeber der MusikTexte, Redakteur beim Deutschlandfunk, Köln

Prof. Dr. Günther Palm -- Abteilung für Neuroinformatik, Universität Ulm
Valeri Scherstjanoi -- Lautdichter, Hörspielautor, Berlin / München
Judith Schnaubelt -- Bayer. Rundfunk, Zündfunk, München
Prof. Dr. Dieter Schnebel -- Komponist, Theologe, Musikwissenschaftler, Berlin
Dr. Elisabeth Schweeger -- Künstlerische Leiterin des Bayerischen Staatsschauspiels / Marstall, München
Dr. Noemi Smolik -- Kunsthistorikerin, Kuratorin, Kunstkritikerin, Bonn
Florian Trübsbach -- Saxophonist, München
Galsan Tschinag -- Dichter und Schriftsteller, Ulan Bator, Mongolei
Thomas Weil -- Architekt, Künstler, Rinnenthal
Dr. Klaus Voswinckel --Schriftsteller, Filmemacher, München

Donnerstag 4.Juni

20 Uhr Schweisfurth-Stiftung Eröffnungsfest
JOWAEGERLI ( Ja wahrlich! )

Gedanken und Musik zur großen Fahrt Dieter Schnebel

Während einer nächtlichen Fahrt auf dem Ochsenkarren findet ein Gespräch zwischen dem Ätti und dem Bueb über "Vergänglichkeit" (ein Gedicht von Johann Peter Hebel) statt. Mit seiner Komposition JOWAEGERLI, Alemannische Worte und Bilder von und nach Johann Peter Hebel mit vokalen und instrumentalen Klängen sowie mit Schlagwerk, entfaltet Dieter Schnebel die Hör- und Gedankenwelt der beiden "Reisenden", deren Fahrt zugleich Metapher von Vergänglichkeit ist. (Mit Zuspielungen von Band)

Freitag 5.Juni

16 Uhr Freies Musikzentrum
Musik - die Quelle kultureller Identität in Rußland
Noemi Smolik

Um die Jahrhundertwende bildete sich in Rußland eine Bewegung, die die auf dem Lande lebendige russische Kultur zum Ideal erhob, gestützt auf den Schriftsteller Dostojewskij und den Philosophen Solovjev. Ihr Ziel war es, aus der Volksmusik, den Märchen und der Ikonenmalerei eine eigenständige russische Kultur zu schaffen. Höhepunkte dieser Bewegung waren die Opern "Der blaue Klang" von Kandinskij und Hartmann und "Sieg über die Sonne" von Chlebnikov, Matjuschin, Krutschenych und Malevitsch.

Valeri Scherstjanoi liest Velimir Chlebnikov (in deutscher und in Laut/Sprache).

17.30 Uhr Freies Musikzentrum
Neuronale Netze:
Kreuzungen und Verbindungen im Gedankenfluß

Prof. Dr. Günther Palm

Neuronale Netze sind Netzwerke von Nervenzellen, wie in unserem Gehirn. Die Neuroinformatik modelliert solche Netzwerke, um komplexe Leistungen des Gehirns zu verstehen: z.B. das Denken, das Erinnern, das Wahrnehmen. Das Neuronale Netz entsteht durch verknüpfen von Neuronen, also durch die Schaffung von Verbindungen und Kreuzungen. Die Erregungsausbreitung in dem Netz beschreibt den Gedankenfluß.

21 Uhr Echtzeithalle
. . . laut dem Laut dem Sinn ent (K) lang
lautmusikalische Performance
Valeri Scherstjanoi
1. laut! Genommen. Eine phonetische Miniature.
2. Das russische Alphabet: phonetisch-musikalisch, von "a" bis "a".
3. Zrelja am Fließband der Laute....
4. Brüllender Parnaß und brüchige Fixierungen.
5. Südliches Lied.
6. Russische Beschwörungslieder aus dem 19. Jhr., freie Interpretation.
7. Bachici ...... oder ein Motiv während der Fahrt mit der Ostberliner S-Bahn.
8. Im Regenbogen der Vokale.
9. Quo vadis?
10. laut Fälle (Versetzungen).

Samstag 6.Juni

11 Uhr Freies Musikzentrum
Pfingsten - ein Happening?
Abt Odilo Lechner

Pfingsten, das Fest des Gottesgeistes ist aus dem Bewußtsein der Menschen (im Gegensatz zu Weihnachten und Ostern) weithin geschwunden. Was bedeutet es in seinem Ursprung? Was bedeutet es für uns? Was bedeutet es insbesondere für die Kunst? Jazzimprovisation: Florian Trübsbach, Saxophon, Victor Alcanta, Klavier.

15 Uhr Freies Musikzentrum

Im Land der zornigen Winde. Die innere Welt der Tuwa Nomaden
Galsan Tschinag

Die Innenlandschaften sind die Außenlandschaften, Töne und Klänge sind ihre Bindeglieder. Die Worte bringen das Innere nach außen und gestalten so die Wirklichkeit. Die Lieder gehen weiter, auch jetzt.

16 Uhr Freies Musikzentrum
IQ + EQ = r
Prof. Dr. Ulla Mitzdorf

Was sagt die Hirnforschung zu IQ und EQ? Bestätigt sie, daß deren Summe r die Richtung ergibt? Und welchem der beiden Summanden ist Musik zuzuordnen?
Musik von Hildegard v.Bingen und Meredith Monk

17.30 Uhr Freies Musikzentrum
Kleine Phänomenologie des Jetzt
Reinhard Oehlschlägel

1848, im Revolutionsjahr, stellte Heinrich Heine die Frage: Jetzt wohin? Er löste sie poetisch. Stellt man sich heute 1998 dieselbe Frage, gilt es zunächst das Jetzt zu klären. Damit sind Fragen nach einer Neuorientierung verbunden, die mit dem Ende unseres Jahrtausends zusammenhängen. Die Frage des Wohin läßt Fraglichkeiten und Möglichkeiten offen, die, wie die Paradoxien, dem Leben und noch viel mehr der Kunst Würze verleihen.

21 Uhr Echtzeithalle


La Lontananza Nostalgica Utopica Futura
Madrigale per più "caminantes" con Gidon Kremer

Luigi Nono
Violine solo, Mastri magnetici da 8 a 10 leggi

Clemens Merkel
Violine solo

Wolfgang Heininger
Klangregie

"Die nostalgisch-utopische Ferne ist mir Freundin und Verzweifelnde in fortwährender Unruhe . . . Tonbänder gesellen sich den Stimmen der Madrigale gleich, zu Soloviolinen und Live-Elektronik. Stimmen so vieler "Caminantes" "Wanderer".... Hören ohne Ende – die Wahl der gewählten Verwandschaften ertastend – mannigfaltige kompositorische Gefühle, Stimme für Stimme.
25.7.88 Luigi Nono

 

Sonntag 7.Juni

11 Uhr Freies Musikzentrum Podiumsdiskussion
Nur Schall und Rauch?
Pop-Musik zwischen Realität und Fiktion

Christoph Amend,
Walter Gröbchen,
Günther Jacob und
Elisabeth Schweeger

Moderation
Judith Schnaubelt

Einführung
Pop-Musik und Publikum
Sender und Empfänger? "Glaubwürdigkeit" in der Pop-Musik?
Günther Jacob


Raumkonzepte

Freies Musikzentrum
Objekte Filme Musik
Pfingstfahne Thomas Weil

Raum des Ankommens Musikfilme
Klaus Voswinckel

Freitag, 5.Juni 18. 30 Uhr
Ein Schritt zu meiner Sehnsucht Die Komponistin Sofia Gubaidulina

Samstag, 6.Juni 18.30 Uhr
Wolfgang Rihm - Komponist

Sonntag, 7. Juni 10 Uhr
Steve Reich Musik in den Worten Raum des Schweigens Thomas Lehnerer Das Ohr (1993) Bronze, verlorene Form Sonntag,

Sonntag, 7.Juni, 14 Uhr
Raum des Abschieds Zwischen Ende und Anfang das große TAM TAM vor allem sein Ausklingen

 

     
Konzept und Realisation Ulrike Trüstedt
 
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