PFINGSTSYMPOSION|2014|1990 - 2013|Konzept|Kontakt|ReferentInnen KünstlerInne|Förderung  

 

 


11. Pfingstsymposion   München  
Donnerstag 8. Juni - Samstag 10. Juni 2000


Schweisfurth-Stiftung
Orff-Zentrum München
Dany Keller Galerie
Foyer der Fachhochschule für Architektur


Internationales Forum für aktuelle Themen


Das Pfingstsymposion ist ein internationales Forum, das den 1990 in München begonnenen Prozess der Begegnung von Musik, Wissenschaft und Gesellschaft fortsetzt. Begriffe, Phänomene und Potentiale der Musik, insbesondere der Neuen Musik, werden in aussermusikalische Bereiche transponiert und interdisziplinär diskutiert:

DAS GANZE - ein Stück ist dieses Jahr Thema.
In der Musik scheint das Ganze selbstverständlich: Komponieren ist ein Zusammensetzen. Jedes Musikstück ist auf ein zeitliches Ganzes angelegt, seine Teile formen das inhaltliche Ganze. So ist im Dirigieren dieses Ganze die ganze Zeit gegenwärtig, da sich in jedem Moment die Einzelnen und das Einzelne im Gefüge des Ganzen - der Komposition - bewegen.

Hat die Musik Teil an unserem analytischen Denken, das zerlegt, fragmentiert, dividiert und selektiert? In welchem Verhältnis steht die Musik zu unserer Gesellschaft? Hat im Prozess der Abstraktion das Fragment die Macht über das Ganze gewonnen? Haben wir das Ganze aus dem Blick, aber doch nicht aus dem Ohr verloren? Welche Bedeutung kommt dem Ganzen in den Naturwissenschaften zu? Ist die durch die neuen Technologien als Global Village erscheinende Welt unser GANZES ?


Das Pfingstsymposion lädt ein zum Diskutieren. Unterschiedliche Sichtweisen aus Philosophie und Biologie, Medizin und Politologie, Neuen Medien und Japanologie, sowie neuen Tendenzen in der Musik und der Performance geben reichlich Anstösse. Eine Art-Lecture zum Ganzen gibt die Münchner Gesellschaft für Neue Musik. Zur Eöffnung spielt Michael Bach ein Solo-Cello Konzert, Arbeiten von Studierenden der Fachhochschule für Architektur zum Thema werden präsentiert.
Die Veranstaltungsorte sind dem Thema entsprechend auf die ganze Stadt verteilt.

DAS GANZE - ein Stück
Das Pfingstsymposion sucht nach unkonventionellen Antworten und regt zum Brückenschlag zwischen rationalem und sinnlichem Selbst- und Weltverständnis an.

"Die unhörbaren Verwandlungen der Welt hört man in der Musik.." C.Peyant

Mit freundlicher Unterstützung:


Kuturreferat der Landeshauptstadt München

Bayerisches Staatsministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst

Schweisfurth-Stiftung

Orff-Zentrum München

GEMA-Stiftung

Privatmäzene

Träger Echtzeithalle e.V.

 

Donnerstag, 8. Juni

Schweisfurth-Stiftung
Schloßrondell 1

20.00 Uhr  Eröffnungskonzert
Michael Bach
spielt Solowerke für Violon-Cello
Johann Sebastian Bach
Suite in c-moll, Nr.V

Michael Bach Bachtischa
3Pitches, 21 Sounds for Cello

John Cage
ONE8

Ausgehend von der traditionellen Spieltechnik hat Michael Bach weitere klangliche Bereiche der Obertöne und Mehrstimmigkeit dem Violoncello neu erschlossen. Diese Technik wurde als „revolutionierende Pionierarbeit“ (Die Zeit) bezeichnet.

Prof. Dr. Daniel Charles
Fragen an die Musik und Michael Bach

Freitag, 9. Juni

Orff-Zentrum München Festsaal
Kaulbachstr.16

14.00 Uhr
Das Ganze: Unendlichkeit und Identität
Dr. Anne-Barb Hertkorn

Das reflektierende Bewusstsein entfremdet: Wahrheit und Wirklichkeit sind nicht mehr identisch. Die Rückkehr zu einem inneren Gleichgewicht ist nur dann möglich, wenn die Erkenntnis gleichsam durch ein Unendliches gegangen ist. Allein auf diesem Weg erreicht der Mensch einen Bewusstseinsgrad, der das eigene Selbst als Teil eines grösseren Ganzen begreift.

Die Biologie:
Das Ganze im Blick, aber nicht im Griff?
Dr. Susann-Viola Renninger

Was ist Leben? „Musik und Tanz, Leidenschaft und Gewalt“, antwortet unsere Erfahrung: „manchmal ist es essbar, gelegentlich begehrenswert, dann wieder nur schlicht lächerlich - ganz sicher ist allein nur seine Sterblichkeit.“ Trocken hingegen klingt die Replik der Biologie: „Leben ist die Einheit von Selbsterhaltung, Selbstreproduktion und Evolutionsfähigkeit. Es wissenschaftlich zu erklären heißt, es zu zergliedern und zu fragmentieren.“ Doch das ist nur der erste Schritt, denn neben dem reduktionistischen Ansatz in der Biologie gibt es eine Reihe von Bemühungen, auch das Ganze nicht aus dem Blick zu verlieren.

Moderation Michael Thurau

16.00 Uhr        Freitag, 9. Juni
„Du bist nie allein.“ BIG BROTHER
Prof. Maren Paulat

Die Präsenz der Medien im Privaten
Die Präsenz des Privaten in den Medien
Durchlässigkeit und Wechselwirkung von Privat und Öffentlich
Was bedeutet die mediale Konstruktion von Realität?
„Du bist nie allein.“ SWEET HOME

Mono no aware - das Herzzerreissende der Dinge:
Zur Geschichte der Wahrnehmung in Japan
Prof. Dr. Peter Pörtner

Im Zentrum des Vortrags werden die Geschichte der Wahrnehmung der Dinge in Japan und die Frage stehen, wie das moderne japanische Design sich in diese Geschichte einordnen oder aus ihr erklären lässt.

Moderation Florian C. Allgayer


Fachhochschule für Architektur Foyer

20.00 Uhr        Freitag, 9. Juni
Präsentation und Medienparty

Projekte zur medialen Konstruktion von Realität zeigen Studierende der Fachhoschule für Architektur, Fachbereich Freies Gestalten unter Leitung von Prof.Maren Paulat
Fast forward and
Memory Networks
Die televisionäre Inszenierung von Realität anhand einer simulierten Präsenz

 

 

Samstag, 10. Juni

Orff-Zentrum München Festsaal
Kaulbachstr.16

10.30 Uhr
Das Ganze - Gesundheit und Heilung als vernetzte Ordnung
Dr. med. Monika Pirlet-Gottwald

Ganz und heil, das heisst gesund zu sein, ist uns ein dringendes Anliegen. Obwohl sich die heutige Medizin als Teil unserer zerlegenden analysierenden Welt häufig nur um Teile, Organe oder Funktionsbereiche kümmert, ist es doch ärztlicher Auftrag, sich um Gesundheit, Gesunderhaltung und Heil zu bemühen. Dabei sind Leben und Gesundheit ganzheitlich dynamische Prozesse: Durch ein ständiges Reparieren und Neuaufbauen in dem ständigen Austausch mit der uns umgebenden Natur halten wir uns ganz und gesund.

„Wiederkehr Pangäas? Entgrenzungsmythen
und Verschmelzungssehnsüchte im Internet-Zeitalter.“
Prof. Dr. Bernd Guggenberger

Allenthalben sind wir dabei, die alten Begrenzungsmythen durch die Neumythen der Grenzenlosigkeit zu ersetzen. Wie wohl nichts sonst sind Wort und Sache des „Internet“ zu einem Synonym für Entgrenzung geworden. Aus den ungezählt vielen Orten dieser Welt wird ein einziger, unerschöpflich grosser Ort, an dem alles sich abstandslos zusammendrängt. Die Erde kehrt gleichsam zu ihrem Ursprung zurück: Pangäa, die eine ungeteilte Einheit, die grosse Landmasse auf einer einzigen Kontinentalplatte, bevor die Erdteile auseinanderdrifteten.

Moderation Christina Madl


14.00 Uhr        Samstag, 10. Juni
Das Ganze als Fragment - das Ganze im Fragment
Stellvertreterfunktionen von Klang und Musik
Prof. Dr. Helga de la Motte

Die Idee einer Welt für sich - eines Ganzen - prägte einmal den Begriff vom Kunstwerk.
Sie war die Voraussetzung für die einmalige Entfaltung der Instrumentalmusik in der europäischen Kultur. Die musikalischen Werke nahmen mehr und mehr eine Stellvertreterfunktion für das Absolute ein. Isolierte Klänge wirken aber selbst oftmals als Stellvertreter eines umfassenderen Zusammenhangs, selbst wenn sie wie das Echo keinem bestimmten Ort zugehören zu scheinen. Konnte nicht ein Ganzes bereits im fragmentierten Klang spürbar werden? In der gegenwärtigen grenzüberschreitenden Kunst werden nur noch Bedingungen gesetzt, die eine ganzheitliche Wahrnehmung ermöglichen sollen. Scheint darin ein Ganzes auf?

Grenzgänge im Niemandsland?
Versuch einer Annäherung
Dr. Hartmut Dedert

In der Retrospektive auf die Experimentalreihe „Grenzgänge“, die von 1989 bis 1996 in der Black Box des Münchner Gasteig 45 künstlerische Projekte im Zwischenbereich von Performance, Installation, Musik, Theater, Tanz und neuen Medien vorgestellt hat, sollen einige Themenschwerpunkte und strukturelle Entwicklungslinien nachgezeichnet und mit Blick auf ihre mögliche Bedeutung für einen aktuellen Kunstdiskurs befragt werden.

Moderation Sigrid Gareis


17.00 Uhr        Samstag, 10. Juni
Die Stille schreiben
Prof. Dr. Daniel Charles

„Aber muß man beim verbalen Prozeß des Sagens der Kunst stehen bleiben? Verweist das Gesagte nicht vielmehr auf ein undeklinierbares Sagen, auf eine “blinde und nackte Berührung mit dem Anderen” (Jean Wahl), auf die “Klage” der Menschenherde, welcher zuzuhören all die stumme Aufmerksamkeit unserer “stummen Musik” (Jean-Francois Lyotard) gilt? Die Kunst eben all dem zu öffnen was nicht in den Bereich der Kunst fällt, sich selbst der Ganzheit der “Wege, durch die die Welt bloß ist, was sie ist: nicht Kunst” (Gerald Bruns) zu öffnen, das heißt, sich für die Arte povera zu entscheiden – für eine Stille, die nicht die Stille des Unsichtbaren ist oder der Hinter-Welten, sondern das Plerom aller Geräusche, denen wir uns nicht entziehen können (John Cage), Geräusche und “gewöhnliche” Sprachen, deren Krach entfremdend / unveräußerlich ist, wie Lévinas´ Begriff des Anderen.“
(Der Vortrag wird aus dem Französischen übersetzt.)


Dany Keller Galerie

20 Uhr        Samstag, 10. Juni
Das Ganze - ein Versuch
Art-Lecture, Performance
Dorothea Hofmann, Ulrich Müller, Max Nyffeler, Helmut Rohm, Reinhard Schulz, Bernhard Weidner

Elemente vernetzten sich. Perspektiven weiten sich zum Horizont. In Kurzreferaten richtet sich der Fokus des Interesses auf Aspekte, die zeitgenössische Musik betreffend - und doch sind alle Betrachtungen zugleich selbst Bausteine einer übergeordneten akustisch-szenischen Performance, die hindeuten will auf Das Ganze.
Stille birgt Latenzen. Zwischenräume sind nicht wirklich leer. Denn Affirmatives, Relativierendes und Kontradiktorisches wird sich zwischen die Kurzvorträge schieben: das philosophische Fragment, das poetische Bild, die wissenschaftliche Aussage. Im metamorphotischen und homogenisierenden Echo der live-elektronischen Klanggenese finden sie ihr Schwung verleihendes Agens, in sparsamen Bewegungsaktionen eine sinnträchtige Folie, vielleicht ihr Abbild: die denkbaren Denkbewegungen hin auf Das Ganze.
Theoriegruppe der MGNM (Münchner Gesellschaft für Neue Musik)

  AutorInnen, ReferentInnen, KünstlerInnen, ModeratorInnen:

Florian C. Allgayer, Musikwissenschaftler, Wirtschaftsjournalist, Markt Schwaben
Michael Bach, Cellist, Wissembourg/Frankreich
Prof. Dr. Daniel Charles, Musikphilosophie, Universität Nizza, Frankreich
Prof. Dr. Helga de la Motte, Systematische
Musikwissenschaft, TU Berlin
Dr. Hartmut Dedert, Argyle Informationssysteme,
Leitung des Kommunikationsteams der Gasteig München GmbH, München
Sigrid Gareis, Projektleitung Theater/ Tanz des Siemens Kulturprogramms, München
Prof. Dr. Bernd Guggenberger, Politikwissenschaft,
FU Berlin, Gründungsrektor der Seniorenuniversität Meran, Bern/Schweiz

Dr. Anne-Barb Hertkorn, Promotion in Philosophie, freiberufliche Autorin u.a. für Hörfunk und
Dokumentarfilme, München
Dr. Dorothea Hofmann, Pianistin, München
Christina Madl, Redakteurin, München
Ulrich Müller, Klangkünstler, München
Max Nyffeler, Musikpublizist, Frauenneuharting
Prof. Maren Paulat, Freies Gestalten FH für Architektur, München, Freie Künstlerin, Hamburg
Dr. Monika Pirlet-Gottwald, Ärztin für Naturheilkunde, München
Prof. Dr. Peter Pörtner, Gegenwartsbezogene Japanologie und Leiter des Japan-Zentrums der Universität München
Dr. Suzann-Viola Renninger, Biologin, Philosophin, Journalistin, Universität München sowie Brugg/Schweiz
Helmut Rohm, Musikredakteur, Dachau
Dr. Reinhard Schulz, Musikjournalist, Zorneding
Studierende der FH für Architektur, München
Martin Thurau, Redakteur der SZ, München
Bernhard Weidner, Komponist, München 
Schweisfurth-Stiftung, Südliches Schloßrondell 1, Schloß Nymphenburg: Tram 17, Bus 41
Orff-Zentrum München, Kaulbachstr. 16
Universität: U 3/6, Bus 53
Fachhochschule für Architektur, Karlstr. 6
Königsplatz: U2, Ottostr.: Tram 27
Dany Keller Galerie, Buttermelcherstr. 11
Reichenbachplatz: Tram 17,18
Isartorplatz:S1-7, Fraunhoferstr.: U2

Gesamtkarte                      100 / 80 DM
Gesamtkarte Studierende    50 DM
Eröffnungskonzert, Beitrag  10 DM
Tageskarte                          50 / 40 DM
Art Lecture                          25 / 22 DM

Eintrittskarten an der Veranstaltungskasse.
Gesamtkarten werden zugeschickt nach Überweisung auf das Konto:
Echtzeithalle e.V.:
Stadtsparkasse München,
Konto: 88-110374
BLZ 701 500 00.

Konzept und Realisation Ulrike Trüstedt
 
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