PFINGSTSYMPOSION|2014|1990 - 2013|Konzept|Kontakt|ReferentInnen KünstlerInne|Förderung  


Pause

1. Pfingstsymposion
Dienstag 5.Juni bis Sonntag 10.Juni 1990
München


Freies Musikzentrum

In Zusammenarbeit mit dem Musik-Experiment der Universität Ulm und dem Freien Musikzentrum München

Die Idee zum Pause Symposion entstand während der Arbeit mit Yoshi Oida: In "Interrogations" sind die Zeiten zwischen den einzelnen Handlungen und Gesten entscheidend für das ganze Stück, für die großen und kleinen Spannungsbögen, für das Balancieren der Energien. Es entsteht das Gefühl, daß das Schwarz der einzelnen Pause immer tiefer wird: es ist der nicht-sichtbare Teil der Aktion.
Das Symposion behandelt das Phänomen der Pause unter verschiedenen Gesichtspunkten:
Die Pause im Atem - Quelle der Wandlung.
Der Frühling entwickelt sich im tiefsten Winter.
Die biblischen Aspekte der göttlichen Ruhe als einer höchst aktiven Wirksamkeit sind in der sogenannten Priesterschrift dargestellt.
Die Empfindlichkeit des labilen Gleichgewichts, der Totpunkt, der scheinbare Stillstand, das Spiel des Seiltänzers.
Andererseits: Nach dem Reizimpuls folgt eine Zeitspanne aufgehobener Empfänglichkeit der Nervenzelle für weitere Reize, eine wesentliche Überlebensstrategie z.B. des Herzens.
Ein alter indischer Text: das Wissen vom Klang ist ohne Ende; selbst die besten konnten es nicht ergründen, Menschen, Heilige, Weise und Götter; sie sangen und sangen und wurden schließlich müde.

Der heutigen Pausenlosigkeit unaufhörlicher Beschwichtigung durch Klangtapeten wird ein Werk Eric Saties gegengestellt.
Das Schöpferische im Spannungsfeld zwischen Kunst und Wissenschaft wird anhand von Pause-Phänomenen diskutiert: die Neuorientierung und Selbststrukturierung nach Ebenenwechsel, Brüchen, Katastrophen; die Zeit zwischen Außen und Innen beim Schließen der Augen; die Zeit zwischen Ahnung und verbalisierter Idee.
Die Pause kurz vor oder nach einer musikalischen Aufführung, zwischen den Sätzen einer Symphonie, die symbolische Pause, auch die metrische, als eine Übung in der Kunst des Pausenhörens und eine musiktheoretische Meditabon zur Kunst der Pause im Zusammenhang von Da-Sein und Weg-Sein.
Aus dieser Betrachtung ergeben sich Analyse und Kritik der zeitgenössischen Lebensorganisation: des modernen Unternehmens der Desynchronisation und Derhythmisierung. Analyse und Kritik führen zum Vorschlag einer subversiven Musikalisierung unserer Kultur, einer Begünstigung des inneren Hörens.

Ulrike Trüstedt

Dienstag 5. Juni

19.00
Herta Richter (Atemlehrerin, München):
"Die Pause im Atem Quelle der Wandlung" Vortrag. Ubungen. Gespräch.

Mittwoch 6. Juni

19.00
Dr. Wolf-Dieter Trüstedt (Musik- Experiment,Universität Ulm und Jörg Schäffer (MPI für Biochemie, Martinsried):
"Das Schöpferische zwischen Kunst und Wissenschaft"
Orientierung. Streitgespräch. Diskussion.

Donnerstag 7. Juni

19.00
Dr. Sigrid Hopf (Verhaltensforschung, MPI für Psychiatrie, München):
"Biologische und soziale Rhythmen:
was geschieht In den Ruhephasen ?"
Bericht und Gespräch.

21.00
Dr. Thomas H. Macho (Studienzentrum für Friedensforschung, Osterreich):
"Eine vorläufige Typologie musikalischer Pausen" Ene Übung.

Freitag 8. Juni

19.00
Gerhard Crepaz (Studienzentrum für Neue Musik, Osterreich):
"Erik Satle und die heutige Pausenloslgkeit" Eine Aktion.

21.00
Peter Pannke (freier Autor, Berlin):
"sie sangen und sangen ..." Randbemerkungen zur spirituellen Musik.
Samstag 9. Juni

16.00
Prof. Dr. Manfred Görg (Universität München):
"Welchen Stellenwert hat die Aussage über die göttliche Ruhe am Ende der Schöpfung ?" Vortrag und Diskussion.

17.00
Prof. Dr. Dr. Helmut Baltsch (Universität Ulm):
"Schweigen ist nicht gleich nichts" Gespräch.

18.00
Dr. Thomas H. Macho:
"Die Kunst der Pause" Eine musiktheoretische Meditation.

21.00
Yoshi Oida (Internat. Center for Theatre Creation, Peter Brook, Paris):
"Interrogations"
Öffentliche Probe. Musik: Dieter Trüstedt.

Sonntag 10. Juni

11.00
Ulrike Trüstedt (Komponistin, München):
"Musik-Vortrag"
Aufführung mit der Paradies-Gruppe.

12.00
Cafe. Pinwand-Diskussion.

 
Konzept und Realisation Ulrike Trüstedt
 
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