PFINGSTSYMPOSION|2014|1990 - 2013|Konzept|Kontakt|ReferentInnen KünstlerInne|Förderung  



Das Lachen -
mitten im Ernst der neuen Musik ?        










Freitag 2. Juni
Samstag 3.Juni
Sonntag 4. Juni
 
Veranstaltungsort
ReferentInnen KünstlerInnen
Förderungen
 



17. Pfingstsymposion München 2006


2. - 4. Juni

Carl-Orff Auditorium
Luisenstr. 37a
80333 München




Das Pfingstsymposion greift das Thema Lachen auf, das auf den ersten Blick wenig mit der E-Musik, insbesondere der neuen, zu tun haben mag. Dieser vermeintliche Mangel löst den Impuls aus nachzufragen, die Ohren zu spitzen, zuzuhören und damit dem interdisziplinären Diskurs ein Forum zu geben.
Dem Lachen haftet vordergründig „Profanes“ an – die Welt der Künste distanziert sich dazu. Dem Alltäglichen, Natürlichen begegnet die E-Musik mit Argwohn, ihr Ort ist das „Heilige“, ihr Anliegen ist „der Sinn für Höheres“.
Welche Position nimmt hier die neue Musik ein?
Unterliegt diese Wertvorstellung einem Wandel?

Wie weit haben wir uns von einem unvoreingenommenen immer wieder neuen Hören entfernt, wie John Cage es forderte? Unterliegt das musikalische Material des zurückliegenden Jahrhunderts einer erworbenen Bedeutsamkeit, hin zum Ernsthaften?
Das Lachen ist in der Welt. Ist es nicht ein fundamentaler Bestandteil der Unergründlichkeit des Menschen?
In der antiken Vielgötterwelt wurde noch kräftig gelacht. Mit dem Monotheismus wurde alles ernster, die jüdischchristliche Verachtung des Lachens prägte die westliche Kultur. Die Abschaffung des Hofnarren hatte letztendlich eine Diffamierung des Lachens zur Folge, und Ernsthaftes wurde und wird gefragt.

Welche Relevanz könnte ein neuer Blick auf das Lachen für das Komponieren haben? Behielte es die Qualitäten bei, die es im selbstverständlichen Alltäglichen besitzt? Mit Neugier und Unvoreingenommenheit greift das Pfingstsymposion München 2006 das Thema auf und lädt renommierte VertreterInnen aus Kunst und Wissenschaft zum interdisziplinären Diskurs ein.

Ulrike Trüstedt


Programm als PDF
 


 





Freitag 2. Juni

20.00 Uhr Begrüßung

Prof. Dr. Siegfried Mauser
Klavierstück III Willhelm Killmayer
Klavierstück 7 Wolgang Rihm

Eröffnungsvortrag

Bitte nicht lachen
Max Nyffeler


Komische Opern gibt es viele, aber komische Sinfonien? Da gibt es in der Regel nichts zu lachen. Und erst recht nicht in der neuen Musik – Komik wirkt hier oft mehr gequält als befreiend. Ist unser Musikbegriff humorfeindlich? Können uns Töne überhaupt zum Lachen bringen? Oder ist es etwa eine Frage der Gehirnhälften? Mutmaßungen

Vortrag als PDF



Amira-Quartett
David Schultheiß – Violine. Mirjam Nothelfer – Violine.
Ines Wein – Viola. Antonio Clavijo Rojas – Violoncello
spielen
Minimax
Paul Hindemith
Repertorium für Militärmusik

 



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Samstag 3. Juni

10.00 Uhr
  
Wie lustig ist die Lachkonserve?
Dr. Klaus v. Welser

Ist „canned laughter“ eine technische Errungenschaft oder ein menschlicher Verlust? Wenn Schauspieler gedoubelt werden können, warum nicht auch das Publikum? Welchen Vorteil hat der Künstler, wenn das „Lachen vom Band“ als Teil der Erfolgssteuerung zur Aufwertung eingesetzt wird? Wenn wir Lachen als Ausdruck einer Basisemotion, also biologisch-überkulturell betrachten, müssen wir dann seine wirtschaftliche Ausbeutung als weltweiten Raubbau bezeichnen? Ist Lachen überhaupt ein Verbrauchsprodukt, oder rechnen wir es eher zur Verpackungsbranche, und kann es recycelt werden?
Das Beifallverhalten ändert sich kulturell. Das Medienpublikum beklatscht auch reine Sachargumente wie kunstvolle Darbietung. Ist die künstlerische Konsequenz, die Lachsalven auf das Publikum selbst abzuschießen? Kann man die Medien als das Friendly Fire der Kultur darstellen? – Anschließend Diskussion.

Vortrag wird auf Anfrage zugesandt


Der Dilettantismus als fröhliche Kunst betrachtet
Fritz Ostermayer


Ab Mitte der 60er-Jahre probten unorthodoxe britische E-Avantgardisten den Aufstand gegen die Überdeterminiertheit der Seriellen Musik. Sie spielten dabei mit John Cages Idee des gelenkten Zufalls mit Konzepten musikalischer Regression, künstlicher Naivität und eines spielerischen Dilettantismus. Mit heiligem Ernst gingen Komponisten wie Cornelius Cardew, Gavin Bryars, Howard Skempton daran, Spaß in die bitterernste E-Musik der Zeit zu bringen. Neo- dadaistische Provokation ging einher mit der Suche nach neuen Formen kultureller Vermittlung abseits einer Hochkultur, deren Steifheit gerade in den „revolutionären“ Sixties nur noch als obsolet be- trachtet werden konnte. Mein Vortrag will zeigen, dass solch fröhlich Parameter sprengende (gar kinderanarchistische?) Strategien einen nicht geringen ästethischen Mehrwert abwerfen können, der heutiger seriöser Musikproduktion allzu oft abgeht. Wo sind sie denn, die heiligen Narren der Gegenwart? – Anschließend Diskussion

Vortrag als PDF



Pause bis 15.00 Uhr

Entdecken auch Sie die wundersame Kraft des Lachens
Christoph Emmelmann


Die Wissenschaft hat herausgefunden, dass Gelächter und
Lachen zu bemerkenswert positiven Veränderungen im Körper
führen. Lachen macht gesund! Ohne sich bewusst Mühe geben zu
müssen, schlagen Lachende die zwischenmenschliche Brücke.
Sie wirken spritziger und einfallsreicher – vielleicht schon deshalb,
weil das Gehirn Lachende besser mit Sauerstoff und Glückshormonen
versorgt.
Der Workshop will in die Welt des Lachens entführen und zum
Lachen animieren durch Lach-Yoga.


Humor, Heiterkeit und Lachen aus psychologischer Sicht
Prof. Dr. Willibald Ruch


Die Erforschung des Humors und assoziierter Phänomene erlebt erneut eine Blütezeit, und sie ist historisch gesehen einzigartig. Zwar ist das Interesse am Verstehen des Humors so alt wie die Wissenschaft selbst; es war aber diskontinuierlich, und das Thema blieb in den einzelnen akademischen Disziplinen eher randständig. Die aktuelle Renaissance des Themas ist insofern einzigartig, als dieser Initialzündung in den vergangenen zwanzig Jahren eine gewisse Institutionalisierung folgte. Das Referat behandelt einige aktuelle Forschungsergebnisse zum Sinn für Humor, der Heiterkeit und dem Lächeln und Lachen. – Anschließend Diskussion.




Pause bis 19.00 Uhr

Karl Valentins Gestik
Moritz v. Gagern


Seine Art machte ihn zum Vorbild für die künstlerische Theateravantgarde seiner Zeit, dabei parodierte Valentin selbst mit Vorliebe die modernen Künste. Er übernahm die Formen dessen, was er parodierte, aber entleerte sie gänzlich, womit er insbesondere auf die damals sich ausbreitende Mechanisierung von Formen reagierte. Er begab sich dadurch retrospektiv gesehen in die Nähe mehrerer Kunst- bzw. Antikunstbewegungen, vom Dadaismus bis zur Pop-Art. Allerdings war das nicht sein Anliegen. Ebenso unfreiwillig könnte er in Beziehung gesetzt werden zu bestimmten Tendenzen der Neuen Musik.


Gesprächskonzert
Moritz Eggert, Moritz v. Gagern und Prof. Wilhelm
Killmayer im Gespräch mit Dr. Meret Forster


Die kluge Hochkultur hat nichts zu lachen – das vermitteln viele Opernabende, Konzerte und so manches Klischee. Doch trifft dieser „Druck der Ernsthaftigkeit“ (Witold Gombrowicz) auch das weite Terrain der zeitgenössischen Musik? Ist Lachen in der neuen Musik am Beginn des 21. Jahrhunderts (immer noch?) ein Tabu? Oder verliert es als möglicher Impuls einer Gegen- oder Nischenkultur schon wieder seine Relevanz innerhalb einer Spaßgesellschaft oder Ästhetik eines Anything-goes?

Wilhelm Killmayer
Klavierstück VIII und Klavierstück V
Moritz Eggert – Klavier

Moritz Eggert
Hämmerklavier XVII
Hämmerklavier XI
Moritz Eggert – Klavier

Moritz Eggert

Croatoan II: Im Sandkasten
Steichquartett und Schlagzeug
Ensemble TrioLog München

Tom Johnson
Formulas for String Quartett
Ensemble TrioLog München

Ensemble TrioLog München

Marije Grevink – Violine. Max Peter Meis – Violine. Kelvin
Hawthorne – Viola. Yves Savary – Violoncello.
Stefan Blum – Percussion

 



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Sonntag 4. Juni

11.00 Uhr

Orient und Okzident –
Das Lachen in den Religionen


Das Lächeln des „Zerstörers“
Friedfertigkeit und Humor in der Bildenden
und Darstellenden Kunst Südasiens
Dr. Corinna Wessels-Mevissen

Ein dezidiert freundlicher, liebevoller Gesichtsausdruck ist bei Götter- und Heiligenbildnissen in Südasien häufig anzutreffen. Das Gegenteil, ein zornvolles Antlitz, tritt allerdings auch – bei bestimmten Gottesaspekten – zutage. Das Lachen (hasya) wurde schon früh als einer der „neun Gefühlszustände“ (navarasa) klassifiziert. Es ist ein Bestandteil der Theaterkunst, weniger der bildlichen Darstellungen, die jedoch zum Schmunzeln anregen können.

Vortrag als PDF


Fröhlich soll mein Herze springen ...
Die Freude als christliche Tugend
Wilhelm Warning


Die Freude oder gar Lachen scheinen mit dem Christentum unvereinbar zu sein, das meist als ernste Religion gesehen wird, in deren Mittelpunkt angeblich der geschundene, gefolterte Mensch, vor allem der Tod, steht. Das Kreuz gilt als Symbol des göttlichen Opfertodes, angesichts dessen Regungen wie Freude oder Lächeln geradezu lästerlich wirken müssen. Kern des Christentums allerdings sind nicht Leid und Tod, sondern Auferstehung und Gewissheit der Erlösung. Christus ist Heilsbringer für den Menschen. Grund zu höchster Freude, die sich nicht nur in der Feier von Weihnachten und namentlich Ostern zeigt, sondern auch die Menschen durchtränken und sie zum Leuchten bringen kann.

Vortrag als PDF


Diskussion zu den beiden Vorträgen
Moderation: Bettina Ehrhardt

Zum Abschluss
Der provenzalische Esel
Hans Wolf und Dieter Trüstedt

Klavier und Computermusik mit Originalaufnahme


Im Foyer
Installation „Über das Lachen“

 



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Veranstaltungsort:

Carl Orff Auditorium
Luisenstr. 37a

U2 Königsplatz

Gesamtkarte 30 €, ermäßigt 15 €
Tageskarte 15 €, ermäßigt 10 €

Karten an der Veranstaltungskasse
Ermäßigung: StudentInnen, Arbeitslose

Informationen und Reservierung:
Pfingstsymposion
c/o Ulrike Trüstedt
Agnesstr. 39
80798 München

Tel: 089/ 272 18 56
ulrike.truestedt[at]pfingstsymposion.de

 

 

 



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KünstlerInnen und ReferentInnen
Moritz Eggert Komponist, München www.moritzeggert.de
Bettina Ehrhardt Autorin, Filmemacherin, München
Christoph Emmelmann Lach-Yoga-Therapeut und autorisierter Ausbilder, München www.humorcare.com
Dr. Meret Forster Musikwissenschaftlerin, Musik-Redakteurin beim Mitteldeutschen Rundfunk, Leipzig
Moritz v. Gagern Komponist, Berlin
Prof. Wilhelm Killmayer Komponist, München
Prof. Dr. Siegfried Mauser Rektor der Hochschule für Musik und Theater München, Musikwissenschaftler, Pianist, München
Max Nyffeler freiberuflicher Autor, Publizist, München www.beckmesser.de
Amira-Quartett im oktopus ensemble für musik der moderne,
München www.ensemble-oktopus.de
Fritz Ostermayer Generaldilettant, Musiker, DJ, Autor, Dozent, Wien www.mego.at/ostermayer.html
Prof. Dr. Willibald Ruch Persönlichkeitsforscher, Humor und Lachen, Universität Zürich, Leiter der internat. Sommerakademie über Humor und Lachen, Zürich www.psychologie.unizh.ch
Ensemble TrioLog München www.triolog-muenchen.de
Wilhelm Warning Journalist, Publizist, Essayist, München
Dr. Klaus v. Welser Essayist, Publizist, München www.welser-direct.de
Dr. Corinna Wessels-Mevissen indische Kunstgeschichte, Kuratorin, Berlin
Hans Wolf Pianist, Komponist, München
Dieter Trüstedt Experimentelle Musik Universität Ulm, Musiklabor München www.luise37.de

 




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Mit freundlicher Förderung:

Bayerisches Staatsministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst
Kulturreferat der Landeshauptstadt München
E.on Energie
Bayerischer Musikfonds
Bezirk Oberbayern
Privatmäzene

In Zusammenarbeit mit:
Hochschule für Musik und Theater München und
Echtzeithalle e. V., Träger des Pfingstsymposions


 




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Konzept und Realisation Ulrike Trüstedt
 
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