PFINGSTSYMPOSION|2014|1990 - 2013|Konzept|Kontakt|ReferentInnen KünstlerInne|Förderung  


Ein Lied in allen Dingen?

10. Pfingstsymposion
Donnerstag 20. Mai - Sonntag 22. Mai 1999
München

Echtzeithalle
Orff-Zentrum München
Schweisfurth-Stiftung
Freies Musikzentrum
Wünschelrute

Schläft ein Lied in allen Dingen,
Die da träumen fort und fort
Und die Welt hebt an zu singen,
Triffst du nur ihr Zauberwort.

Joseph von Eichendorff


Das diesjährige zehnte Pfingstsymposion setzt einen 1990 begonnenen Prozess der Begegnung von Musik, Wissenschaft und Gesellschaft fort. Begriffe, Phänomene und Potentiale der Musik werden in außermusikalische Bereiche übertragen.

"Ein Lied in allen Dingen" fragt nach den vielfältigen Wechselwirkungen, die sich ständig in Micro- wie in Macrobereichen ereignen. Töne und Klänge sind auf die Resonanz eines anderen Körpers angewiesen. Im "Resonantsein", im Berührtsein werden Ebenen angesprochen, die Unerwartetes auslösen.

Im Wirkungsfeld unterschiedlichster Bewegungen, Wahrnehmungen und auch Denkgewohnheiten ist diesmal Resonanz Impuls für einen interdisziplinären Dialog von Literaturwissenschaft, Physik, Gegenwartskunst, Musik, Acoustic Design, Soziologie und Resonanz-Overkill, sowie für themenzentrierte Performances und Workshops.

Ein Lied in allen Dingen?
Das Pfingstsymposion sucht nach unkonventionellen Antworten und regt zum Brückenschlag zwischen rationalem und sinnlichem Selbst- und Weltverständnis an.

Ulrike Trüstedt


Das Pfingstsymposion wird gefördert:

Kuturreferat der Landeshauptstadt München,
Bayerisches Staatsministenum für Unterricht, Kultus, Wissenschaft und Kunst
Stiftung Bayerischer Musikfonds
Schweisfurth-Stiftung, Orff-Zentrum München und Privatmäzene.

 

Amande Aizpuriete -- Dichterin, Übersetzerin, Jurmale Riga
Christof Engelhom -- Vorstandsmitglied der "Freunde und Förderer der
Staatsgalerie der modernen Kunst München", Luzern
Bemt Engelmann -- DipI.Soz. Akademischer Direktor, München
Prof. Dr. Girgl Eska -- Physikalisches Institut, Universität Bayreuth
Limpe Fuchs -- Komponistin akustischer und visueller Ereignisse, Peterskirchen
Prof. Dr. Christiaan L. Hart Nibbrig -- Literaturwissenschaftler, Essayist,
Universität Lausanne
Prof. Amos Hetz -- Movement and Movement Notation, Artistic Director,
Rubin Academy of Music and Dance, Jerusalem

Dr. Thomas Hölscher -- Bild- und Kulturwissenschaftler, Philosoph,
Soziologe, Universität München
Dr. Eckhard Kahle -- Physiker, Musiker, Arts Consultants Inc, New York
Dr. Kiwha Kirn -- Komponistin, Dirigentin, München
Prof Dr. Wolfgang Lipp -- Lehrstuhl für Soziologie, Universität Würzburg
Ginette Neufeldt -- Sprachenlehrerin, München
Fritz Osterrnayer -- Generaldilletant, Wien
Carl Ludwig Reichert -- Autor, Musiker, Moderator, München
Dr. phil.Christiane H. Schleidt -- Psychoanalytikerin, München
Dieter Trüstedt -- Künstler, Physiker, München

Donnerstag 20. Mai

20.00 Schweisturth-Stiftung
Eröffnungsfest
Vom Resonanzraum der Literatur
Christiaan L. Hart Nibbrig

Wer ist Resonanzraum wessen? Wir, die wir lesend uns ansprechen lassen von Literatur, als spräche sie, an unserer Stelle, von uns selbst, oder das Geschriebene, das wir für stumm zu halten uns angewöhnt haben, seit dem Lesenlernen, als wär's eine bloße Augensache. Oder ist, am Ende, die Entwicklungsfrage falsch, im "Blick" auf den Klang literarischer Texte in einem anderen, hörenden Lesen.

Metall Berührung Ballastsaiten, Limpe Fuchs


Freitag 21. Mai

14.30 Orff-Zentrum München
Schall und Klang, wie und was wir hören
Girgl Eska

Musik und Sprache wird mit ,,Instrumenten" erzeugt, deren ganz charakteristische Resonanzeigenschaften wir von Kindesbeinen an gelernt haben zu interpretieren. Wenn wir hören, hören wir oft nicht das, was dem Ohr als Schall angeboten wird, sondern das, was unser Hörsystem daraus macht. Einige akustische Täuschungen werden an Beispielen vorgestellt.

15.30 Orff-Zentrum München
Wege und Umwege zur Kunst
Christof Engelhorn

Kunst kommt nicht von Können, sondern von Kundtun: Inhalt oder Aussage eines Kunstwerkes ist das außerkünstlerische, erst die Form macht es zur Botschaft. Die Form des Werkes ist seine künstlerische Qualität. Es gibt einen engen Qualitätskonsens, global, zwischen Menschen mit hohem Fundus fragenden Sehens. Sie wählen dasselbe qualtitätvolle Bild oder Objekt. Über Geschmack läßt sich nicht streiten, es gibt nur einen guten Geschmack: Qualität.

17.00 Orff-Zentrum München
Roll over - Caruso
Von der Glorie der menschlichen Stimme in der populären Musik

CarI Ludwig Reichert

Zwischen Exzess und Versagen taumeln die Stimmen der Protagonisten der Popmusik, entweder in der Vorhölle der Live-Konzerte oder in den heiligen Hallen hochtechnischer Studios und erreichen uns aus Abspielgeräten in diffusen oder konzentrierten Rezeptions-Situationen. Was Robert Johnson mit Florence Foster Jenkins, was Diamanda Galas mit Kaptain Beetheart, verbindet oder auch nicht, wird anhand von Hörbeispielen untersucht.

20.30 Echtzeithalle
I am stretching between two poles
Amos Hetz

I am painting the world, with the brush between my fingers / and my back turns it to a dance. / The endless continuum of movement / erases the borders between body and space / encircles the movement with quiet, / giving place to the other, / thus the room fills with vibrations / and loses its limitations.

22.00 Echtzeithalle
maulwurfgesänge
Bemt Engelmann, Dieter Trüstedt (Coaching)

Präsentation des Workshops zum Thema des Symposions: Ein interaktives Projekt von und mit Studierenden der Akademie der Bildenden Künste, der Medienwerkstaft und der Hochschule für Musik München.

Samstag 22.Mai

10.00 Freies Musikzentrum München
Systemische Strukturaufstellungen im künstlerischen und wissenschaftlichen Bereich
Christiane H. Schleidt, Thomas Hölscher

Resonanzen und Wechselwirkungen innerhalb des eigenen Themenfeldes lassen sich auf- und erspüren, indem man sich selber auf eine etwas ungewöhnliche Weise dazu in Resonanz bringt.
Die systemische Strukturaufstellung ist ein psychotherapeutisches Verfahren, mit Wurzeln im Künstlerischen. In diesem Workshop werden wir es auf außertherapeutische Situationen und Ereignisse anwenden. Wir laden Komponisten und Wissenschaftler ein, ein Thema, ein Motiv, einen Aspekt oder Prozess aus ihrem Arbeitsbereich für eine systemische Strukturaufstellung zur Verfügung zu stellen, umso eine geschärfte und eventuell veränderte Wahrnehmung des Arbeitsprozesses zu gewinnen. Die Teilnahme an dem Workshop ist offen für jeden Interessierten. Es wird um telefonische Voranmeldung, max. 12 Teinehmer, gebeten.

15.00 Orff-Zentrum München
Acoustic Design im Konzertsaal
Eckhard Kahle

Für den von Jean Nouvel erbauten Konzertsaal im neuen Kultur- und Kongresszentrum Luzern, hat der New Yorker Akustiker Russel Johnson mit seinem Büro Artec Consultants ein außergewöhnliches Akustik-Konzept entwickelt. Mittels drehbarer Betontüren läßt sich eine zusätzliche Echokammer "zuschalten", die das Resonanzvolumen des Orchesterklanges differenziert variabel macht. Das Design wird erläutert und über die ersten Erfahrungen berichtet.

16.00 Orff-Zentrum München
Soziale Bewegungen, Charisma
Dissonanz und Resonanz soziologisch gesehen

Wolfgang Lipp

Versteht man unter sozialer Sonanz das "Gestimmtsein", d.h. den moralischen Grundton einer Gesellschaft als ganzer, dann steht Konsonanz für die Integration sozialer Prozesse. Dissonanz geht mit sozialen Konflikten, Auflösungserscheinungen und Zusammenbrüchen einher. Der Aufstieg von Charismatikern und charismatischen Gruppen erscheint dann als Momente einer Überführung von Dissonanz in Konsonanz. Der Vortrag stellt eine neue Theorie zur Diskussion, zugleich werden die Dinge exemplarisch erläutert.

17 Uhr 30 Orif-Zentrum München
Dum Dum Science - Resonanz Overkill
Fritz Ostermayer

Die Resonanzen des menschlichen Körpers im Augenblick seiner Zerstörung. Psychoakustik und ihre Anwendung im militärischen Bereich. Welche Frequenzen und Resonanzen attackieren gezielt den menschlichen Körper? Die"Posaunen von Jericho" und ihre Einbindung in das Resonanzfeld einer neuen"sonic culture".

20.30 Echtzeithalle
Terzenfeld Dieter Trüstedt und Echtzeitensemble

Pythagoräische Proportionen und deren Resonanz mit neun Klangrohren und Flammen erzeugt: Vor 2500 Jahren schrieb Pythagoras das Wesen aller Dinge den einfachen Zahlen zu und so auch das Wesen der Musik. Die Zahlen 4, 5 und 6, in ihren unterschiedlichsten Zuordnungen und Eigenschaften, bilden die Lieder der Terzen.

22.00 Echtzeithalle
Das Resonieren des Räsonierens

Im Anschluß an Mahlzeiten hielten die alten Griechen ihre Symposien bei Trinkgelagen. Diesmal werden die Teilnehmer zu Wein, Brot und Lobreden geladen. Wein und Resonanz Ginette Neufeldt Rumi und Wein Amos Hetz Gedichte Amande Aizpuriete und Anderes Andere

Ausklang gegen 23 Uhr Echtzeithalle
Der Renaissance-Kammerchor der Universität lVlünchen unter Leitung von Kiwha Kim
singt Werke von Josquin des Pres, Orlando di Lasso, Giovanni Pierluigi da Palestrina, Alessandro Scarlatti und den anonymen Pfingsthymnus: Veni creator spiritus.

     
Konzept und Realisation Ulrike Trüstedt
 
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