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Ein Lied in allen Dingen?
10. Pfingstsymposion
Donnerstag 20. Mai - Sonntag 22. Mai 1999
München
Echtzeithalle
Orff-Zentrum München
Schweisfurth-Stiftung
Freies Musikzentrum |
Wünschelrute
Schläft ein Lied in allen Dingen,
Die da träumen fort und fort
Und die Welt hebt an zu singen,
Triffst du nur ihr Zauberwort.
Joseph von Eichendorff |
Das diesjährige zehnte Pfingstsymposion setzt einen 1990 begonnenen
Prozess der Begegnung von Musik, Wissenschaft und Gesellschaft
fort. Begriffe, Phänomene und Potentiale der Musik werden in außermusikalische
Bereiche übertragen.
"Ein Lied in allen Dingen" fragt
nach den vielfältigen Wechselwirkungen, die sich ständig in Micro-
wie in Macrobereichen ereignen. Töne und Klänge sind auf die Resonanz
eines anderen Körpers angewiesen. Im "Resonantsein", im Berührtsein
werden Ebenen angesprochen, die Unerwartetes auslösen.
Im Wirkungsfeld unterschiedlichster Bewegungen, Wahrnehmungen
und auch Denkgewohnheiten ist diesmal Resonanz Impuls für einen
interdisziplinären Dialog von Literaturwissenschaft, Physik, Gegenwartskunst,
Musik, Acoustic Design, Soziologie und Resonanz-Overkill, sowie
für themenzentrierte Performances und Workshops.
Ein Lied in allen Dingen?
Das Pfingstsymposion sucht nach unkonventionellen Antworten und
regt zum Brückenschlag zwischen rationalem und sinnlichem Selbst-
und Weltverständnis an.
Ulrike Trüstedt
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Das Pfingstsymposion wird gefördert:
Kuturreferat der Landeshauptstadt München,
Bayerisches Staatsministenum für Unterricht, Kultus, Wissenschaft
und Kunst
Stiftung Bayerischer Musikfonds
Schweisfurth-Stiftung, Orff-Zentrum München und
Privatmäzene.
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Amande
Aizpuriete
-- Dichterin, Übersetzerin, Jurmale Riga
Christof Engelhom -- Vorstandsmitglied
der "Freunde und Förderer der
Staatsgalerie der modernen Kunst München", Luzern
Bemt Engelmann -- DipI.Soz. Akademischer
Direktor, München
Prof. Dr. Girgl Eska -- Physikalisches
Institut, Universität Bayreuth
Limpe Fuchs -- Komponistin akustischer
und visueller Ereignisse, Peterskirchen
Prof. Dr. Christiaan L. Hart Nibbrig
-- Literaturwissenschaftler, Essayist,
Universität Lausanne
Prof. Amos Hetz -- Movement and
Movement Notation, Artistic Director,
Rubin Academy of Music and Dance, Jerusalem
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Dr.
Thomas Hölscher -- Bild- und Kulturwissenschaftler,
Philosoph,
Soziologe, Universität München
Dr.
Eckhard Kahle -- Physiker, Musiker, Arts Consultants
Inc, New York
Dr. Kiwha Kirn -- Komponistin,
Dirigentin, München
Prof Dr. Wolfgang Lipp -- Lehrstuhl
für Soziologie, Universität Würzburg
Ginette Neufeldt -- Sprachenlehrerin, München
Fritz Osterrnayer -- Generaldilletant,
Wien
Carl Ludwig Reichert -- Autor,
Musiker, Moderator, München
Dr. phil.Christiane H. Schleidt
-- Psychoanalytikerin, München
Dieter Trüstedt -- Künstler,
Physiker, München |
Donnerstag 20. Mai
20.00 Schweisturth-Stiftung
Eröffnungsfest
Vom Resonanzraum der Literatur
Christiaan L. Hart Nibbrig
Wer ist
Resonanzraum wessen? Wir, die wir lesend uns ansprechen lassen
von Literatur, als spräche sie, an unserer Stelle, von
uns selbst, oder das Geschriebene, das wir für stumm
zu halten uns angewöhnt haben, seit dem Lesenlernen,
als wär's eine bloße Augensache. Oder ist, am Ende,
die Entwicklungsfrage falsch, im "Blick" auf den
Klang literarischer Texte in einem anderen, hörenden
Lesen.
Metall
Berührung Ballastsaiten, Limpe Fuchs
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Freitag 21. Mai
14.30 Orff-Zentrum München
Schall und Klang, wie und was wir hören
Girgl Eska
Musik und Sprache wird mit ,,Instrumenten" erzeugt, deren
ganz charakteristische Resonanzeigenschaften wir von Kindesbeinen
an gelernt haben zu interpretieren. Wenn wir hören, hören
wir oft nicht das, was dem Ohr als Schall angeboten wird,
sondern das, was unser Hörsystem daraus macht. Einige
akustische Täuschungen werden an Beispielen vorgestellt.
15.30 Orff-Zentrum München
Wege und Umwege zur Kunst
Christof Engelhorn
Kunst kommt nicht von Können, sondern von Kundtun: Inhalt
oder Aussage eines Kunstwerkes ist das außerkünstlerische,
erst die Form macht es zur Botschaft. Die Form des Werkes
ist seine künstlerische Qualität. Es gibt einen
engen Qualitätskonsens, global, zwischen Menschen mit
hohem Fundus fragenden Sehens. Sie wählen dasselbe qualtitätvolle
Bild oder Objekt. Über Geschmack läßt sich
nicht streiten, es gibt nur einen guten Geschmack: Qualität.
17.00 Orff-Zentrum München
Roll over - Caruso
Von der Glorie der menschlichen Stimme in der populären
Musik
CarI Ludwig Reichert
Zwischen
Exzess und Versagen taumeln die Stimmen der Protagonisten
der Popmusik, entweder in der Vorhölle der Live-Konzerte
oder in den heiligen Hallen hochtechnischer Studios und erreichen
uns aus Abspielgeräten in diffusen oder konzentrierten
Rezeptions-Situationen. Was Robert Johnson mit Florence Foster
Jenkins, was Diamanda Galas mit Kaptain Beetheart,
verbindet oder auch nicht, wird anhand von Hörbeispielen
untersucht.
20.30 Echtzeithalle
I am stretching between two poles
Amos Hetz
I am painting the world, with the brush between my fingers
/ and my back turns it to a dance. / The endless continuum
of movement / erases the borders between body and space /
encircles the movement with quiet, / giving place to the other,
/ thus the room fills with vibrations / and loses its limitations.
22.00 Echtzeithalle
maulwurfgesänge
Bemt Engelmann, Dieter Trüstedt (Coaching)
Präsentation des Workshops zum Thema des Symposions:
Ein interaktives Projekt von und mit Studierenden der Akademie
der Bildenden Künste, der Medienwerkstaft und der Hochschule
für Musik München. |
Samstag 22.Mai
10.00 Freies Musikzentrum München
Systemische Strukturaufstellungen im künstlerischen
und wissenschaftlichen Bereich
Christiane H. Schleidt, Thomas Hölscher
Resonanzen und Wechselwirkungen innerhalb des eigenen Themenfeldes
lassen sich auf- und erspüren, indem man sich selber auf
eine etwas ungewöhnliche Weise dazu in Resonanz bringt.
Die systemische Strukturaufstellung ist ein psychotherapeutisches
Verfahren, mit Wurzeln im Künstlerischen. In diesem Workshop
werden wir es auf außertherapeutische Situationen und
Ereignisse anwenden. Wir laden Komponisten und Wissenschaftler
ein, ein Thema, ein Motiv, einen Aspekt oder Prozess aus ihrem
Arbeitsbereich für eine systemische Strukturaufstellung
zur Verfügung zu stellen, umso eine geschärfte und
eventuell veränderte Wahrnehmung des Arbeitsprozesses zu
gewinnen. Die Teilnahme an dem Workshop ist offen für jeden
Interessierten. Es wird um telefonische Voranmeldung, max. 12
Teinehmer, gebeten.
15.00 Orff-Zentrum München
Acoustic Design im Konzertsaal
Eckhard Kahle
Für den von Jean Nouvel erbauten Konzertsaal im neuen Kultur-
und Kongresszentrum Luzern, hat der New Yorker Akustiker Russel
Johnson mit seinem Büro Artec Consultants ein außergewöhnliches
Akustik-Konzept entwickelt. Mittels drehbarer Betontüren
läßt sich eine zusätzliche Echokammer "zuschalten",
die das Resonanzvolumen des Orchesterklanges differenziert variabel
macht. Das Design wird erläutert und über die ersten
Erfahrungen berichtet.
16.00 Orff-Zentrum München
Soziale Bewegungen, Charisma
Dissonanz und Resonanz soziologisch gesehen
Wolfgang Lipp
Versteht man unter sozialer Sonanz das "Gestimmtsein",
d.h. den moralischen Grundton einer Gesellschaft als ganzer,
dann steht Konsonanz für die Integration sozialer Prozesse.
Dissonanz geht mit sozialen Konflikten, Auflösungserscheinungen
und Zusammenbrüchen einher. Der Aufstieg von Charismatikern
und charismatischen Gruppen erscheint dann als Momente einer
Überführung von Dissonanz in Konsonanz. Der Vortrag
stellt eine neue Theorie zur Diskussion, zugleich werden die
Dinge exemplarisch erläutert. |
17 Uhr 30 Orif-Zentrum
München
Dum Dum Science - Resonanz Overkill
Fritz Ostermayer
Die Resonanzen des menschlichen Körpers im Augenblick seiner
Zerstörung. Psychoakustik und ihre Anwendung im militärischen
Bereich. Welche Frequenzen und Resonanzen attackieren gezielt
den menschlichen Körper? Die"Posaunen von Jericho" und ihre
Einbindung in das Resonanzfeld einer neuen"sonic culture".
20.30 Echtzeithalle
Terzenfeld Dieter Trüstedt und Echtzeitensemble
Pythagoräische Proportionen und deren Resonanz mit neun Klangrohren
und Flammen erzeugt: Vor 2500 Jahren schrieb Pythagoras das
Wesen aller Dinge den einfachen Zahlen zu und so auch das
Wesen der Musik. Die Zahlen 4, 5 und 6, in ihren unterschiedlichsten
Zuordnungen und Eigenschaften, bilden die Lieder der Terzen.
22.00 Echtzeithalle
Das Resonieren des Räsonierens
Im Anschluß an Mahlzeiten hielten die alten Griechen ihre
Symposien bei Trinkgelagen. Diesmal werden die Teilnehmer
zu Wein, Brot und Lobreden geladen. Wein und Resonanz Ginette
Neufeldt Rumi und Wein Amos Hetz Gedichte Amande Aizpuriete
und Anderes Andere
Ausklang gegen 23 Uhr Echtzeithalle
Der Renaissance-Kammerchor der Universität lVlünchen unter
Leitung von Kiwha Kim
singt
Werke von Josquin des Pres, Orlando di Lasso, Giovanni Pierluigi
da Palestrina, Alessandro Scarlatti und den anonymen Pfingsthymnus:
Veni creator spiritus.
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Konzept und Realisation Ulrike Trüstedt |
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