PFINGSTSYMPOSION|2014|1990 - 2013|Konzept|Kontakt|ReferentInnen KünstlerInne|Förderung  








 
   Der leere Raum





Freitag 9. - Sonntag 11. Mai 2008

Schweisfurth-Stiftung
Südliches Schloßrondell 1
Nymphenburg - München



das Programm als PDF


Freitag 9 .Mai
Samstag 10.Mai
Sonntag 11. Mai
 
Veranstaltungsort
ReferentInnen KünstlerInnen
Förderungen

Mein Kopf ist ein leerer Tanzsaal, einige verwelkte Rosen und zerknitterte Bänder auf dem Boden.
Leonce in Georg Büchners Lustspiel „Leonce und Lena“

Woher beziehen die Künste eigentlich ihre schöpferische Energie?   
Dem „begnadeten“ Künstler scheint alles offen zu stehen, das Material, die Motive und Lieder fliegen ihm zu, in einem „carneval de confetti“ muss er nur nach dem Richtigen greifen. Klingt sehr lustvoll – das kreative Arbeiten in schöpferischer Ekstase, ein Suchen und Gesuchtwerden, ein reines Spiel in völliger Freiheit. Entspricht diese Vorstellung dem heutigen Schaffensprozess?
  
Wie kommt es zu Sicht-, Denk- und Hörweisen, die in die Zukunft führen, zu neuem Anfangen?
  
Der Regisseur Peter Brook forderte: Wenn man nicht jedesmal neu
aus dem Leeren
, dem Nichts beginnt, aus der Öde und sich nicht an alten Effekten orientiert, sich der eigentlichen Frage warum überhaupt stellt, gleitet man in das tödliche Theater ab.
Muss man sich gänzlich von allem Äußeren und Tradierten befreien, um bloß und nackt, glaubwürdig sich selbst gegenüber, ursprünglich anzufangen? Das weiße Blatt will gefüllt werden.
   
In unterschiedlichsten Situationen kann die trennende Membran zwischen Alltags-Raum und leerem Raum, Außenbeziehungsweise Innen-Sein durchlässig werden: sei es in der Einsamkeit, im Chaos, der Absichtslosigkeit, auch in der Begegnung eines Lächelns. Hier beginnt der kreative Prozess: die Potenzen des Innen zur Welt zu bringen.
Künstler gehen das Risiko ein – sie setzten sich aus – es ist ihre existenzielle Basis und zugleich Chance, um tatsächlich Neues zum Ausdruck zu bringen, geläutert, befreit von traditionellen Bindungen und Erwartungen.
  
An diesem leiden-schaftlichen Prozess will das Pfingstsymposion teilhaben lassen. Renommierte KünstlerInnen und ReferentInnen nehmen dazu Stellung: in Vorträgen, in Aufführungen sowie Gesprächen werden sich neue Räume öffnen.

Die Fragen sind gestellt – die Neugier auf Antworten ist groß.
Ulrike Trüstedt

Das Wort Gott ist ein leeres Wort, so weit zum Unendlichen hin geöffnet, dass das ganze Universum ohne Schwierigkeit darin Platz finden könnte.

Edmond Jabès

   
   










 
       

 





Freitag 9. Mai

20.00 Uhr     Schweisfurth-Stiftung
Begrüßung und Eröffnung des Pfingstsymposions München 2008




Eröffnungsvortrag

Der leere Raum und die Geometrie der Form
Hommage an Györgi Ligeti
Friedrich Kittler

Vergegenwärtigt man sich den langen Weg von der Einstimmigkeit zur Mehrstimmigkeit und zu den Symphonien, so will der leere Raum gefüllt werden. Diese Leere erscheint mir, ist das Wichtigste. Saiten und Membrane und Resonanzräume sind frei, sind im strengsten, mathematischen Sinn mit unendlich vielen Freiheitsgraden erfüllt. In Ligetis Musik wird der Kontext von Musik und Zahl hörbar.

 



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Samstag 10. Mai

morgens 4.00-6.30 Uhr     Ort: klang im turm


„Matutin“
Antoine Beuger

Die matutin (lat. matutinus: „morgendlich“, von matuta: die altitalische Göttin der Frühe) ist das klösterliche Nachtgebet, verrichtet zwischen Mitternacht und dem frühen Morgen. Wachen in der Nacht, sich bereit haltend für das Kommen des Tages, des Lichts, des neuen Lebens. Das sich lichtende Dunkel, Morgenröte, Tagesanfang.
Antoine Beuger Pfeifen, Christoph Nicolaus Steinharfe

Konzertdauer 4.00 bis 6.30 Uhr morgens,
Eintritt jederzeit möglich
in Zusammenarbeit mit klang im turm – maiturmklang 08


10.00 Uhr     Schweisfurth-Stiftung

(Un)erwartete Perspektiven zur Leere
in der Architektur und in der Stadt
Katja Friedrich

Leere ist freier Raum, ist relativ, das Nichts im Vollen, Brachland, unbeobachteter und vergessener Ort, wirtschaftlich nutzlos, für Anwohner deprimierend ... Positiv gesehen: Luxus, Chance zum Experimentieren, auffordernder Möglichkeitsraum – Freiraum – doch wer nutzt ihn? Raumpioniere entfalten eine aktivierende Wirkung, machen Potenziale sichtbar, schaffen Adressen. Zeitgenössische Gebrauchsweisen und Raumaneignungen bieten neue Vorstellungen von Urbanität und Leere in unserer heterogenen Gesellschaft.

Workshop im Anschluss an den Vortrag:
Erinnerung an sowie Wahrnehmung und Umgang mit Leere und Raum, in der Vorstellung und im Konkreten.

15.00 Uhr  

Frei-Räume
Anne-Barb Hertkorn

Im 18. Jahrhundert entwickelte sich die Idee, dass Freiheit die
Abwesenheit aller Grenzen, bildlich gesprochen der „leere Raum“, ist. Diese Idee führte in politisch-ideologischer Hinsicht zu der Maxime des „Alles ist erlaubt“ bzw. des „Alles ist möglich“. Die Konsequenzen waren verheerend.
Der Vortrag zeichnet anhand einer historischen Skizze nach, dass Freiheit nicht der „leere Raum“ ist, sondern die Fähigkeit des Menschen, „etwas anfangen zu können“. So verstanden, findet Freiheit immer ihre Grenze in der Freiheit des anderen.

Auswahl literarischer Texte zum Thema Henriette Neumann
liest: Edmond Jabès, Lao Tse, Paul Eluard, Elias Canetti, Jerzy Grotowski, Peter Brook, Stéphane Mallarmé.

Diskussion mit Moderation


18.00 Uhr  

Selbstporträt
Antoine Beuger

Mich interessiert eine Musik, in der das Erscheinen der Klänge mit ihrem Verschwinden zusammenfällt. Die Unentscheidbarkeit, ob ein Klang gerade am Verschwinden oder am Auftauchen ist, die Unentscheidbarkeit zwischen noch nicht da und schon nicht mehr, im Erscheinen verschwindend, im Verschwinden erscheinend: die paradoxale Natur des Ereignisses, das nie gegenwärtig ist. Ist eine Musik des Ereignisses möglich, d. h. eine Musik, deren Zeit sich der Gegenwärtigkeit entzieht? Eine Musik, deren Qualität nicht in ihrem Stattfinden liegt, sondern in der Unentscheidbarkeit, ob sie stattgefunden hat oder nicht?


21.00 Uhr  

Woher weiß das Blatt, dass es leer ist?
Performative Annäherungen


Cornel Franz
Lea-Marie Hauptvogel, Antje Schupp,
Johanna Wehner, Till Wyler

Wir vom Theater, wir wissen, was das heißt: „Der leere Raum“; wir haben schließlich unsere Hausaufgaben gemacht, haben die Bücher gelesen, die Vorstellungen angeschaut, die Interpretationsmodelle durchdekliniert. Und jetzt: Weg damit! Ist ein Raum, in dem nichts ist, das Nichts? Ist nchts, wenn es eine Begrenzung hat, nicht mehr das Nichts? Es geht um nichts weniger als das Absolute, „horror vacui“, „Chaos“, „Bilderlosigkeit“ – eben um nichts.

 



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Sonntag 11. Mai

11.00 Uhr     Schweisfurth-Stiftung


Choral-Quartett
2. Streichquartett

Jörg Widmann

Boris Kucharsky, Violine I
Hermina Szabó, Violine II
Nancy Sullivan, Viola
Graham Waterhouse, Violoncello

Jörg Widmann
im Gespräch mit
Reinhard Schulz


... wo man noch nicht ist.
Man schreibt ein Stück und spürt instinktiv, dass man mit einem Thema noch nicht fertig ist. Und steigt wieder in den Ring. Und weiß wieder nichts, beginnt wieder bei null. Begibt sich auf labyrinthisch verschlungene Pfade. Vielleicht lauert hinter der nächsten Ecke eine Falltüre – oder es tut sich das Paradies auf. Die Möglichkeit des Letzteren ist es vielleicht, was einen immer wieder weitermachen lässt. Die Hoffnung, das neue Stück möge einen irgendwo hintragen, wo man noch nicht ist; es möge einen über sich selbst hinaustragen.
Ich bin selber viel zu neugierig, im Wortsinn „gierig auf Neues“, unter anderem deshalb mache ich auch Musik, ich möchte nicht was machen, was ich schon kenne, sondern ich möchte was machen, was ich an mir und an anderen noch nicht kenne.

Ausschnitt aus einem Interview, 8.2.2005, SWR


Fleurs du mal
Klaviersonate
Jörg Widmann

Fabio Romano
Klavier

 



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Veranstaltungsorte:

Schweisfurth-Stiftung
Südliches Schloßrondell 1
Nymphenburg


Tram 17, Bus 51, Schloß Nymphenburg
Tram 12, Romanplatz

---> google maps


klang im turm
Claude-Lorrain-Straße 26

C. Nicolaus, II. Etage

U 1/2 Kolumbusplatz, Bus 52 Humboldt-Straße
Bus 58 Claude-Lorrain-Straße

---> google maps


Anmeldung und Informationen


Anmeldung erbeten

Pfingstsymposion München 2008
Agnesstr. 39, 80798 München
Tel. 0 89 / 2 72 18 56

ulrike.truestedt[at]pfingstsymposion.de
www.pfingstsymposion.de

Gesamtkarte 40 / 25 Euro
Tageskarte 30 / 20 Euro
Einzelkarte 15 / 10 Euro


Ermäßigung: StudentInnen, Arbeitslose

 



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KünstlerInnen und ReferentInnen


Antoine Beuger
Komponist, Künstlerischer Leiter des Verlags
Wandelweiser, Düsseldorf
www.timescraper.de/beuger/index.html

Prof. Cornel Franz
Leiter des Studiengangs Regie, Hochschule für
Musik und Theater München, Autor, Konzeptmacher,
Regisseur, München
www.theaterakademie.de

Katja Friedrich

Dipl.-Ing. Arch., Architekturtheorie, Raumpioniere,
Lehrauftrag TU, Dresden
www.buero.fm

Dr. Anne-Barb Hertkorn
Promotion in Philosophie, freiberufliche
wissenschaftliche Autorin, München

Prof. Dr. Friedrich Kittler
Lehrstuhl für Ästhetik und Geschichte der Medien,
Humboldt Universität, Berlin
www.aesthetik.hu-berlin.de

Boris Kucharsky
Violine, München
www.boriskucharsky.com

Christoph Nicolaus
Künstler, München

Fabio Romano
Pianist, München
www.fabioromano.de

Dr. Reinhard Schulz
Musikjournalist, Autor, Zorneding

Nancy Sullivan
Viola, München

Hermina Szabó
Violine, München

Graham Waterhouse
Cello, München
www.arbc.de/Waterhouse

Jörg Widmann
Komponist, Professur für Klarinette an der
Musikhochschule Freiburg, München
www.schott-musik.de

Studierende des Studiengangs Regie an der
Bayerischen Theaterakademie August Everding

Lea-Marie Hauptvogel, Antje Schupp,
Johanna Wehner, Till Wyler, München

 



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Mit freundlicher Förderung


E.on Energie

Bayerisches Staatsministerium für Wissenschaft,

Forschung und Kunst

Kulturreferat der Landeshauptstadt München

Bezirk Oberbayern

Kairos-Stiftung

Siemens AG

Stiftung Bayerischer Musikfonds

Schweisfurth-Stiftung

Privatmäzene







 



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