PFINGSTSYMPOSION|2014|1990 - 2013|Konzept|Kontakt|ReferentInnen KünstlerInne|Förderung  


Feriern -
das Lächeln der Zeit


5. Pfingstsymposion
Donnerstag 26. Mai - Sonntag 29. Mai 1994
München


 

 

 

Freies Musikzentrum
Seidlvila

Das Pfingstsymposion wird gefördert:

Kulturreferat der Stadt München,
Staaatsministerium für Unterricht, Wissenschaft undKunst
und dem Förderkreis Pfingstsymposion

Es geht um die Bereiche der Wirklichkeit, die sich von Haus aus der totalen Vermittiung entziehen: die Welt des Eros oder die des Festes oder die des Tanzes, die aus ihrem wahren Ort verdrängt werden.
Dieter Jähnig

Der Sonnenstrahl, der wir sind, findet am Ende die Natur und den Sinn der Sonne wieder: er muß sich verschenken, sich ohne Berechnung
verlieren.Georges BatalIle

Verschwendung in der Biologie? Ist die Reichhaltigkeit in der Natur
Verschwendung? Kornfelder, Tulpenfelder. Das Elefantenhirn ist um
vieles größer als das der Maus. Ist er um soviel intelligenter als sie? Ist
Überproduktion dekadent? Überfluß und Selektion.Verschwendung bei
Bauernhochzeiten? Feiern führt zu Vernetzung. Feierabend.
Ulla Mitzdorf, Sigrid Hopf

Das Fest der Selbstverschwendung ist kein bloßes Freizeitvergnügen, sondern es beginnt erst da, wo die Arbeit der Selbsterhaltung ein für allemal beendet, d.h. mitsamt ihrer Notwendigkeit an die zweite Stelle gerückt ist Denn das Fest ist kein Konsumartikel der Freizeitindustrie, es dient auch nicht der Produktion - sei es der Erholung von ihr oder der Rekreation für sie - sondern es bezieht seinen Sinn allein aus der souveränen Lust des Menschen, sich zu veraugaben, sich für nichts und wieder nichts zu verzehren, ja sich rauschend zu verlieren, kurz:aus dem luxuriösen Verlangen der Selbstverschwendung. Das Fest ist das antikapitalistische und antiökonomische Phänomen schlechthin.Gerd Bergfleth

Die Feste der Orixas im brasilianischen Condomblé: Für die Einweihung in den Kult der tanzenden afrikanischen Gottheiten opfern die Menschen Lebenszeit, Geld - was sie haben. Geben die Götter die Fülle zurück? Lachend lassen sie sich alles gefallen.Bettina Ehrhardt

So knüpfen Feste, wie sie für die Kultur der Postmoderne typisch sind, an die Vorgaben der Konsum- und Warenwelt, der Hochtechnologie, der Großkollektive und Großorganisationen an. Aus Festen sind Festivals geworden; sie setzen die Mittel der Dramaturgie, der Darstellung, der Inszenierung ein; ihre Hauptformen können als Messen (Expos), als Vergnügungs- und Freizeitparks, als Warenhaus (das Dauerfestival des kleinen Mannes) beschrieben werden.
Der Kult der Diesseitigkeit, auf den die Epoche so sichtbar sich einließ, ergreift am Ende vielleicht auch das Fest.Wolfgang Lipp

Die Geräte werden für den Gast eigens ausgesucht, um für ihn eine besondere Atmosphäre zu schaffen, um ihm ein Höchstmaß an ästhetischem und spirituellem Genuß zu bieten.
Es geht um diesen jetzigen Augenblick, da der nächste nicht gewiß ist. lchigo, ichije bedeutet gerade jetzt. Dieses gerade Jetzt ist das Wichtigste, denn es wird sich in keiner Weise wiederholen.
Urasenke - Dokokai

Doppelbett für Luxus und Liebe, Pfuhl, Suhle, Kuhle, das Gelobte Land in Aufruhr, Durcheinander wie Kraut und Rüben, Wirrwarr, Vielliebchen, Lämmerschwänzchen, Hügelland, Scharwenzel, Mittellinie, Lippenblütier, Löwenmäulchen, Himmelsschlüssel, Schlüsselloch, Lustspielchen. Wer A sagt, muß auch B sagen,
Alfred Gulden

Der Daseinszwang, in Arbeit und Freizeit, bestimmt oft das Leben so, daß die Freiheit zur freien Zeit, die lächelt, nicht möglich ist. Die Heilung der Lebensverwundungen löst den Daseinszwang auf. Dann ist die Feier des Lebens möglich.Eberhard Simons

 

Gerd Bergfleth -- Freier Schriftsteller, Herausgeber des Theoretischen Werkes Geonges Bataille, Tübingen
Prof. Dr. Daniel Charles -- Musikphilosophie und Ästhetik, Universität Nizza
Bettina Ehrhardt -- Journalistin / München
Alfred Gulden -- Schriftsteller und Filmer, München / Saarlouis
Dr. Sigrid Hopf -- Dipl.Psychologin, Forschungsstelle für Human-Ethologle in der Max-Planck Gesellschaft, Andechs
Roger Kausch -- Künstler, München
Joelle Léandre -- Komponistin und Performerin, Paris
Prof. Dr. Wolfgang Lipp -- Soziologie, Universität Würzburg
Prof. Dr. Ulla Mitzdorf -- Hirnforschung, Institut für medizinische Psychologie der Universität München
Prof Dr. Eberhard Simons -- Kunst und Kulturphilosophie, Universität München
Dr. Johannes Willms -- Feuilleton-Chef der Süddeutschen Zeitung, München
Urasenke - Dokokai -- München

Donnerstag 26. Mai

19.00
Auftakt in der Schweisfurth-Stiftung
Vom Glück des Verschwendens ein FestVortrag
Johannes Willms

Freitag 27. Mai

15.00
Verschwendung für die Götter
Feste der Orixas im brasilianischen Condomblè
Bettina Ehrhardt

17.00
Von Meister Eckehart bis John Cage
Das Ereignis der Stille
(wird ins Deutsche übersetzt)
Daniel Charles

18.00
Die Selbstverschwendung des Menschen
Georges Batailles Theorie der Souveränität
Gerd Bergfleth

21.00
Performance - Joelle Léandre
A VOIX BASSE
Kontrabaß und Stimme
Scelsi, Druckman,Cage und Léandre
Meine Feste sind mächtig wie die Töne meines lnstruments - Gespräch mit Joelle Léandre

Samstag 28. Mai

10.30
Verschwendung in der Biologie?
Erkenntnisse aus der Hirnforschung und
Verhaltensforschung im Wechselgespräch
Ulla Mitzdorf und Sigrid Hopf

14.00
Feste, postmodern
Neue Freiheiten, alte Zwänge? Wolfgang Lipp

15.30
und dann das Lächeln
Alfred Gulden liest aus seinen Romanen Die Leidinger Hochzeit , Ohnehaus und Silvertower

17.00
Daseinszwang und Lebensverwundung Zur Mög- lichkeit und Unmöglichkeit der Feier des Lebens Eberhard Simons

20.00 bis 24.00 Seidlvilla
Das Fest
Das Pfingstsymposion feiert sein Thema im
Garten und in den Sälen der Seidlvilla.
Festkünstler, Musik und Tanz, Gaumenfreuden.
Glimmer, Glitzer und Rosen erwünscht.

Sonntag 29. Mai

12.00 und 13.00
Die Feier des Augenblicks
und Japanische Teezeremonie im Teehaus, Englischer Garten beim Haus der Kunst.

Bilder, Wachs auf Papier, 1993/94
Roger Kausch

Videos: Basler Fasnacht, Feste auf Bali und der Orixas

 

     
Konzept und Realisation Ulrike Trüstedt
 
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